Ökonomische Aspekte von Soja

Welche wirtschaftliche Bedeutung Soja hat, ob sich der Anbau für Bäuerinnen und Bauern rentiert und wie sich der Soja-Konsum in den vergangenen Jahren entwickelt hat – das alles und mehr zeigen wir dir in diesem Bereich auf.

Die Entstehung des Booms

Im Jahr 1961 betrug die weltweite Anbaufläche von Sojabohnen laut Daten der FAO rund 24 Millionen Hektar. Im Jahr 2020 wurden die Pflanzen auf 127 Millionen Hektar kultiviert, was einer Verfünffachung der Anbaufläche entspricht. Zum Vergleich: Die globale Anbaufläche von Weizen ist im selben Zeitraum lediglich um sieben Prozent auf 219 Millionen Hektar angewachsen.

Von der regionalen Spezialität zur Cash Crop

Soja war zwar schon Ende des 19. Jahrhunderts zu einer über Kontinente hinweg gehandelten Ware geworden, die von der ostasiatischen Mandschurei unter anderem nach Europa und Nordamerika verschifft wurde. Aber erst gegen Ende des 20. Jahrhunderts erlangte Soja seine heutige Bedeutung.

„Wenn man es am Handelswert bemisst, dann ist Soja ungefähr zur Jahrtausendwende zum weltweit wichtigsten Handelsprodukt unter den Agrargütern geworden und hat das bis dato wichtigste Produkt, den Weizen, vom Spitzenplatz verdrängt“ stellt Ernst Langthaler dazu fest. „Soja wurde von einer tausende Jahre lang im Wesentlichen auf Ostasien beschränkten regionalen Kulturpflanze zu einer globalen 'Cash Crop'.“

Weniger Armut – mehr Fleischkonsum

Für die Ausweitung der Sojaproduktion gibt es mehrere Ursachen, von denen die wohl allerwichtigste China betrifft. In der Volksrepublik, mit ihren heute mehr als 1,4 Milliarden Einwohnern, hatte der Reformer Deng Xiaoping in den 1980er Jahren die Liberalisierung der Wirtschaft durchgesetzt, was zu schnellem Wachstum und mehr Wohlstand führte. Dies ist unter anderem auch an der Tatsache abzulesen, dass zwischen 1979 und 1999 mehr als 200 Millionen Menschen von einem Leben unterhalb der Armutsgrenze in die „Mittelschicht“ aufstiegen und sich eine bessere Ernährung inklusive mehr Fleisch leisten konnten.

 

BSE-Krise befeuert Sojabedarf

Hinzu kommt: Innerhalb Europas hat ein im Jahr 2001 als Reaktion auf die BSE-Krise erlassenes weitreichendes Verfütterungsverbot für Tiermehl (Schlachtabfälle) bei der Produktion tierischer Lebensmittel den Bedarf an Eiweißalternativen wie Soja sprunghaft erhöht und damit den Run auf Soja zusätzlich befeuert (BSE: die Rinderseuche „Bovine Spongiforme Enzephalopathie“). Allein in Österreich schnellte daraufhin zwischen 2000 und 2003 der Import von Soja (ganze Bohnen und Schrot) um mehr als 100.000 Tonnen und satte 22 Prozent in die Höhe.

Sojaöl für Bio-Diesel

Ein weiterer Treiber des Sojabooms ist die Nachfrage nach Bio-Treibstoffen wie Bio-Diesel. Sie werden unter anderem auch aus Sojaöl gewonnen, wobei zuletzt nur rund drei Prozent der globalen Sojamenge in diesen Produktionszweig flossen. Allerdings ist dabei zu berücksichtigen, dass nur rund 20 Prozent der Sojabohne aus Öl bestehen und daher mit jedem Kilogramm Öl eine rund fünffache Menge an Sojaextraktionsschrot anfällt, die in der Regel Verwendung als Tierfutter findet. Da beide Verwendungsformen, ebenso wie die Nutzung von Sojaöl für die Ernährung, Erlöse einbringen, ist es schwer zu definieren, welche Verwendung den Anbau mehr fördert als die andere.

Der Sojamarkt in Österreich

Der Sojamarkt in Österreich teilt sich laut AMA in drei unterschiedliche Hauptprodukte: GVO-Sojaschrot, hergestellt aus Bohnen aus Übersee und GVO-freier Schrot, beide für die Fütterung, wobei die zweite Kategorie in die Herstellung zertifizierter GVO-freier tierischer Erzeugnisse wie Eier oder Hühnerfleisch fließt; und schließlich die inländisch produzierten GVO-freien Bohnen, die zu Schrot für die Tierfütterung oder zu Lebensmitteln (Tofu, Sojadrinks etc.) für die direkte menschliche Ernährung verarbeitet werden.

Rekordpreise im Frühjahr 2022

Im Frühjahr 2022 waren hohe Preise für Soja einer der Gründe für steigende Lebensmittelpreise. Die Preise, die für den Rohstoff Soja bezahlt wurden, erreichten Rekordhöhen. Steigende Preise entwickelten sich seit Ende 2021. Seit dem Überfall von Russland unter der Regierung von Wladimir Putin auf die Ukraine am 24. Februar erreichen die Kurse für agrarische Rohstoffe Höhen, wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Am weltweit wichtigsten Handelsplatz, dem Chicago Board of Trade, kletterten die Preise für Sojaschrot (48 % Protein) laut Daten der AMA in der zweiten Märzwoche (KW 10) mit fast 504 Euro pro Tonne auf einen langjährigen Höchstwert.

Ist der Sojaanbau für Österreichs Bäuerinnen und Bauern rentabel?

Während hohe Sojapreise für tierhaltende Betriebe ein Problem darstellen können, können sie soja-anbauenden Betrieben zu einem Vorteil verhelfen. Grundsätzlich ist für den Sojaanbau in Österreich von einer vergleichsweise guten wirtschaftlichen Rentabilität für die Landwirtinnen und Landwirte auszugehen, wofür auch die in den vergangenen Jahren wachsenden Anbauflächen sprechen. Ein Faktor ist dabei, dass Soja als stickstoffsammelnde Leguminose nicht mit synthetischem Stickstoffdünger gedüngt werden muss, was Kosten einspart – erst recht, seitdem die Preise für Dünger nach oben schnellen.

Die Eiweißfuttermittelversorgung in Österreich

Der Bedarf an Eiweißfutter übersteigt in Österreich die Eigenproduktion. Dies gilt insbesondere seit der BSE-Krise 2000/2001 nach der die Verfütterung von eiweißreichen Tiermehlen verboten wurde. Zwar werden Wiederkäuer wie Rinder zu einem Großteil durch jenes heimische Eiweiß versorgt, das auf dem reichlich vorhandenen Grünland heranwächst. Aber die Eiweißkomponente im Futter für Nicht-Wiederkäuer (Schweine, Geflügel) wird vor allem durch Soja gedeckt. Um die Abhängigkeit von Sojaimporten aus Übersee zu reduzieren, hat das Landwirtschaftsministerium 2021 in Form einer Österreichischen Eiweißstrategie das Ziel ausgerufen, solche Importe bis zum Jahr 2030 um die Hälfte zu reduzieren.

Soja-Konsum: Entwicklung in jüngster Vergangenheit

Zur Entwicklung des gesamten Konsums von Sojalebensmitteln existieren nur wenige vergleichbare Daten. Allerdings haben Forschende im Rahmen des EU-finanzierten Projekts „smart protein“ unter anderem eine Studie veröffentlicht, die in elf EU-Ländern die Entwicklung der Verkaufszahlen von Fleisch-, Milch- und Fischersatzprodukten zwischen 2018 und 2020 untersuchte. Pflanzliche Proteine sind eine der Möglichkeiten, tierisches Protein in der Ernährung zu reduzieren, etwa in Form von Sojadrink oder Soja-„Wurst“. Wenn gleich sich aus der Studie nicht ablesen lässt, wie sich der Absatz aller Sojaprodukte entwickelt hat, so hebt sie dennoch Tofu als ihren wichtigsten Vertreter heraus.