Ökologische Aspekte von Soja

Der Soja-Anbau wird oft mit Regenwaldrodung, hohem Pestizideinsatz und gentechnisch veränderten Pflanzen in Verbindung gebracht. Sind diese Annahmen berechtigt?

Der Anbau und die Nutzung von Soja haben mehrere Facetten, die sich je nach den spezifischen Begleitumständen unterschiedlich auswirken. Soja kann sowohl positive als auch gravierend negative ökologische Auswirkungen mit sich bringen. Diese allgemeine Feststellung trifft zwar grundsätzlich auf alle landwirtschaftlichen Kulturen zu, zeigt sich bei Soja allerdings in besonders gegensätzlichen Extremen. Die Art und Weise wie Soja etwa in Österreich angebaut wird, lässt sich kaum mit den Bedingungen vergleichen, wie sie beispielsweise in Südamerika vorherrschen.  

Die grundsätzlichen Vorzüge des Soja-Anbaus

Dient Soja zur Erweiterung der Fruchtfolge (wie oftmals in Österreich), dann vergrößert sich die Vielfalt bzw. die Biodiversität der in einer bestimmten Region angebauten Nutzpflanzen. Erweiterte Fruchtfolgen bedeuten generell, dass sich die zeitlichen Abstände zwischen zwei Anbaujahren vergrößern, in denen eine bestimmte Kulturart auf demselben Feld angebaut wird. Weite Fruchtfolgen helfen, im Gegensatz zu engen Fruchtfolgen oder gar Monokulturen (siehe unten), den Druck durch Pflanzenkrankheiten zu mindern und so Pflanzenschutzmittel einzusparen. Die Pfahlwurzeln der Pflanzen lockern den Boden tiefgründig und verbessern die Wasserspeicherfähigkeit und die Fruchtbarkeit des Bodens.

Sojapflanzen gehören zu den Leguminosen, die mit Hilfe von Knöllchenbakterien Luftstickstoff binden. Um hohe Erträge zu erzielen, müssen sie nicht zusätzlich mit Stickstoff versorgt werden. Ihre Kultivierung trägt daher dazu bei, synthetischen Stickstoffdünger einzusparen, dessen Produktion große Mengen an fossiler Energie (großteils Erdgas) benötigt. Im Vergleich zu einer Eiweißfutterversorgung aus Nicht-Leguminosen wie Raps, kann der Anbau von Soja daher den CO2-Fußabdruck des Ernährungssystems verkleinern.

Umwandlung von Savannen und Regenwäldern

Wenn für den Anbau von Soja Regenwälder oder natürliches Grünland in Ackerland umgewandelt werden, dann hat dies gravierende negative Auswirkungen – sowohl auf die Biodiversität wild lebender Organismen vor Ort als auch auf das Weltklima. Regenwälder, natürliches oder landwirtschaftlich genutztes Grünland (international auch als „Grasland“ bezeichnet) und vor allem Moore und andere Feuchtgebiete können in ihren Böden gigantische Mengen an Kohlenstoff in Form von Humus und zusätzlich in Form von oberirdischer Biomasse (vor allem Wälder) speichern. 

Unterschätzter Faktor: Landnutzung

Solche Landnutzungsänderungen stellen den bedeutendsten, wenn auch häufig übersehenen Faktor dar, wenn es um die ökologischen Auswirkungen des globalen Ernährungssystems geht. Der Weltklimarat IPCC schreibt ihnen in seinem Bericht Klimawandel und Landsysteme (2019) fünf bis 14 Prozent aller menschengemachten Treibhausgasemissionen zu. Sie stellen also neben der eigentlichen Landwirtschaft sowie den vor- und nachgelagerten Bereichen (Düngerproduktion, Kühlung, Transport, Verpackung u.v.m.) eine eigene Emissionskategorie dar.

Die Rodung von tropischen Regenwäldern zum Zweck des Anbaus von Soja, zum Beispiel im brasilianischen Amazonasgebiet, gehört zu den meistdiskutierten Landnutzungsänderungen der Gegenwart. Bei näherer Betrachtung zeigt sich allerdings, dass diese direkten Effekte des Sojabooms eher eine weniger große Rolle spielen als die indirekten Effekte. So kamen im Jahr 2015 laut einer im Wissenschaftsmagazin Science erschienenen Studie etwa 13 Prozent des brasilianischen Sojas aus dem Amazonasgebiet, 48 Prozent hingegen aus dem Cerrado, einer von Natur aus hauptsächlich mit Gras und niederem, lockerem Baumbestand bedeckten Savannenlandschaft südlich des Amazonasgebiets. Auch der Cerrado fungiert als wichtiger Kohlenstoffspeicher und beherbergt eine große Vielfalt an Arten. Bislang diente er vor allem als Weideland, ist aber auf rund 20 Prozent seiner Fläche noch ungenutzt und naturbelassen. Der Cerrado, und nicht der Regenwald, ist jene Landschaft, in der sich der Sojaanbau innerhalb Brasiliens derzeit am massivsten ausdehnt.

Höchste Entwaldungsrate im Jahr 1995

Daten der brasilianischen Weltraumbehörde INPE dokumentieren seit 1988 anhand von Satellitenbildern die Entwaldung innerhalb der Region Amazônia Legal. In den Jahren 1995 und 2004 erreichten die Entwaldungsraten Spitzenwerte von 29.100 km2 beziehungsweise 27.800 km2 (mehr als das Doppelte der Fläche Tirols) und verlangsamte sich nach 2004 kontinuierlich bis auf ein vorläufiges Minimum von 4.600 km2 im Jahr 2012. Seither schreitet die Regenwaldrodung wieder deutlich schneller voran, vor allem seit Amtsantritt des rechtspopulistischen Präsidenten Jair Bolsonaro im Jahr 2019. Nach vorläufigen Daten für das Jahr 2021 wurden im vergangenen Jahr 13.200 km2 gerodet.

Der CO2-Fußabdruck

Der CO2-Fußabdruck eines Lebensmittels dient als Maßstab für die Gesamtmenge aller Treibhausgase (CO2-Äquivalente), welche seine Bereitstellung verursacht. Forschende erstellen dazu sogenannte Lebenszyklusanalysen (oder Life Cycle Assessments), in die alle klimarelevanten Einflussgrößen einfließen sollen – von Landnutzungseffekten über die Produktion und Ausbringung von Dünger bis zur Verarbeitung, Verpackung und den Transport von Lebensmitteln.

Biologischer und konventioneller Anbau von Sojabohnen

Im Jahr 2020 wurden in Österreich fast 40 Prozent der Anbaufläche von Soja nach den Richtlinien der Bio-Landwirtschaft angebaut. Dabei ist Soja eine Kultur, bei der sich zwischen konventionellem und biologischem Anbau deutlich weniger Unterschiede zeigen als bei anderen Kulturen. Das liegt unter anderem daran, dass sie als stickstoffsammelnde Leguminosen in beiden Anbausystemen keinen synthetischen Stickstoffdünger benötigen. Da solcher Stickstoff-„Kunstdünger“ energieaufwändig produziert werden muss, bringt seine Einsparung mittels Leguminosen-Anbau Vorteile für Umwelt und Klima mit sich. Da sowohl Bio- als auch konventionelle Sojabohnen also von Natur aus gut mit Stickstoff versorgt werden können, zeigen sich auch deutlich geringere Unterschiede im Ertrag. Laut einer Studie der Universität für Bodenkultur (BOKU) erreichen Bio-Sojabohnen, bei denen der Einsatz synthetischer Stickstoffdünger verboten ist, in Österreich im Schnitt 93 Prozent des Ertrages von konventionell angebauten. Sie sind damit auch eine jener Kulturen, bei deren Anbau sich die Ertragsvorteile der konventionellen mit den lokalen Umweltvorteilen der Bio-Landwirtschaft (keine synthetischen Stickstoffdünger, höhere Artenvielfalt etc.) am besten vereinigen lassen.

Gentechnik-Soja – Was ist das?

Die weltweit angebauten Sojaflächen bestanden 2019 zu 74 Prozent aus GVO-Soja (Quelle: transgen.de). Bei GVO-Soja handelt es sich um „gentechnisch veränderte Organismen“, kurz GVO. Klassische GVO werden in Österreich und innerhalb der gesamten EU, mit Ausnahme eines GVO-Maises in Spanien und Portugal (Stand: 2021), nicht angebaut, da dies durch die aktuelle Gesetzeslage verboten ist.

GVO-Sojabohnen sind aber in Form von derzeit 25 sogenannten Events (Stand: April 2022) für den Import als Lebens- und Futtermittel zugelassen und haben auch in Österreich seit den 2000er Jahren an Bedeutung gewonnen. Rund 500.000 Tonnen (netto, also Importmenge abzüglich der exportierten Menge) Soja werden jährlich nach Österreich eingeführt, ungefähr 80 bis 90 Prozent davon GVO-Bohnen oder -Schrot aus den USA, Brasilien, Argentinien und anderen amerikanischen Ländern. Das importierte GVO-Soja findet hierzulande hauptsächlich Verwendung als Tierfutter, speziell bei konventionell gehaltenen Schweinen. Bei Mastschweinen kann Soja, sei es GVO oder Nicht-GVO, bis zu 20 Prozent der Futterration ausmachen.

GVO-Soja – Unterschiedliche Definitionen von „Gentechnik“

In der Diskussion um gentechnische Methoden in der Pflanzenzüchtung sind drei unterschiedliche Kategorien relevant:

  1. Klassische GVO (Anbau in Österreich verboten; Einfuhr nach Zulassung erlaubt)
  2. Mutagenese-Züchtungen (Anbau und Einfuhr ohne Einschränkungen erlaubt)
  3. Produkte der „Neuen Züchtungstechniken“/Genom-Editierung ohne Fremdgene (Anbau in Österreich verboten; Einfuhr prinzipiell möglich, aber derzeit noch kein Antrag anhängig)

Klassische GVO – Sorten mit fremden Genen

Klassische GVO-Pflanzen, inklusive entsprechender Soja-Sorten, werden seit 1996 vor allem in Nord- und Südamerika kultiviert. Sie unterscheiden sich von herkömmlichen Sorten vereinfacht gesagt durch Fremdgene, die ihrem Erbgut in Form sogenannter Events von außen hinzugefügt wurden.

Bei einem Event handelt es sich um eine Pflanzenzelle, die an einer bestimmten Stelle ihrer Erbinformation (DNA) einen, meist von einem „fremden“ Organismus stammenden, DNA-Abschnitt (also ein fremdes Gen) beinhaltet. Mit diesem Gen wird in codierter Form eine individuelle Eigenschaft übertragen. Aus der so entstandenen transgenen Zelle wird schließlich eine ganze Pflanze regeneriert, die ausschließlich aus Zellen mit dem Fremdgen besteht. Mit Hilfe dieser Pflanze kann das Event, beziehungsweise die neue Eigenschaft, schließlich auf dem Weg herkömmlicher Kreuzungszüchtung auf bestehende Sorten übertragen werden, wodurch neue, transgene GVO-Sorten entstehen.

Mutagenese-Züchtungen: rechtliche Zwitterstellung

Ausgenommen von den strengen Zulassungs- und Kennzeichnungsbestimmungen der EU sind GVO, die mittels der sogenannten Mutagenese-Züchtung entstehen.

Die Mutagenese-Züchtung wurde in größerem Ausmaß vor allem seit den 1960er Jahren betrieben, unter anderem in Seibersdorf bei Wien, wo die FAO und die internationale Atomenergiebehörde IAEA ein gemeinsames Züchtungsprogramm betreiben. Bei dieser Züchtungsmethode wird das natürliche Auftreten von Mutationen in Samen oder jungen Pflänzchen durch Behandlung mit Chemikalien oder ionisierender („radioaktiver“) Strahlung sprunghaft erhöht. Pflanzen mit zufälligen Mutationen, die nützliche Eigenschaften mit sich bringen, werden aussortiert und weitergezüchtet. Weltweit sind auch mehr als 180 Sojasorten zugelassen, die mittels Mutagenese verbessert wurden.

Genom-editierte Sorten – Gentechnik oder nicht?

Neben der bis hier beschriebenen Gentechnik, nutzen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler seit rund 20 Jahren neuere Methoden, die sich als Neue Züchtungstechniken oder Genom-Editierung zusammenfassen lassen. Die bekannteste dieser Methoden ist die „Genschere“ CRISPR/Cas. Produkte beziehungsweise Sorten dieser Kategorie unterscheiden sich technisch gesehen erheblich von den zuvor beschriebenen klassischen GVO, wenn sie ohne die dauerhafte Übertragung von Fremdgenen auskommen, was häufig der Fall ist. Eigenschaftsänderungen basieren in diesem Fall allein auf dem gezielten Umschreiben oder Ausschalten (Editieren) einzelner Gene des vorhandenen Erbguts. Ohne Fremdgene lässt sich anhand des Erbguts nicht erkennen, ob eine Veränderung mittels Genom-Editierung willentlich herbeigeführt wurde oder ob diese auf einer zufälligen Mutation im Zuge herkömmlicher Kreuzungszüchtung entstanden ist.

Genom-editierte Sojabohnen

Im Jahr 2018 wurden in den USA erstmals genom-editierte Sojabohnen geerntet und zu einem Premium-Sojaöl verarbeitet. Die Sorte des jungen Biotechnologieunternehmens Calyxt zeichnet sich durch einen deutlich erhöhten Ölsäuregehalt (80 statt 22 Prozent des Sojaöls) aus. Dadurch entstehen beim Backen und Frittieren weniger gesundheitsschädliche Transfette. Im Gegensatz zu „klassischen“ GVO wurden die veränderten Sorteneigenschaften in diesem Fall ohne dauerhaften Einbau von Fremdgenen erreicht; stattdessen wurden zwei Gene im bestehenden Erbgut der Sojapflanzen durch gezielte Mutationen stillgelegt.

Häufigste Eigenschaft klassischer GVO-Soja: Herbizidresistenz

Die innerhalb der EU aktuell als Lebens- oder Futtermittel (nicht für den Anbau) zugelassenen GVO-Sorten sind überwiegend durch eine Eigenschaft charakterisiert: Sie wurden gegen eine bestimmte Kategorie von Unkrautvernichtungsmitteln (Totalherbizide) unempfindlich gemacht, zu denen etwa der Wirkstoff Glyphosat gehört. Die Eigenschaft der Herbizidtoleranz haben die meisten entsprechenden Sojasorten vom Gen eines Bakteriums, zum Beispiel von Agrobacterium tumefaciens. Herbizidtolerante Sojasorten ermöglichen eine vereinfachte Form der Unkrautbekämpfung. Werden die Felder mit einem Totalherbizid behandelt, sterben alle Unkrautarten ab, während die Sojapflanzen unbehelligt weiterwachsen.

Klassische GVO-Soja mit Insektenresistenzen und verbessertem Fettsäuremuster

Insektenresistente Sojapflanzen tragen in ihrem Erbgut per Labor eingefügte Gene des Bodenbakteriums Bacillus thuringiensis (Bt). Die in ihnen verschlüsselte Erbinformation bringt das Bakterium beziehungsweise die Sojapflanze dazu, Eiweißstoffe zu produzieren, die auf wichtige Fraßfeinde der Sojapflanzen giftig wirken. Für andere Tiere und Menschen sind diese sogenannten Bt-Toxine unbedenklich. Aufgrund der Tatsache, dass es sich um natürlich vorkommende Eiweißstoffe handelt, werden Bt-Toxine schon seit Jahrzehnten als Insektizide (Insektenvertilgungsmittel) auch in der biologischen Landwirtschaft eingesetzt.

Ökologische Auswirkungen klassischer GVO

Mehr Unkrautvernichtungsmittel

Pestizid-Ausbringung per Flugzeug | © Pixabay

In allen Hauptanbauländern von Soja in Nord- und Südamerika liegt der Anteil von GVO am ausgebrachten Saatgut bei über 90 Prozent. In Argentinien sind es laut der Informationsplattform „Transparenz Gentechnik“ 100 Prozent. Die damit verbundene Nutzung von herbizidresistenten Sorten hat derselben Quelle zufolge zu einem gesteigerten Pro-Hektar-Einsatz von Unkrautvernichtungsmitteln geführt. Demnach zeigen Daten der US-Landwirtschaftsbehörde, dass die Menge der eingesetzten Herbizide im Sojaanbau in den USA nach Einführung herbizidresistenten Saatguts 1996 zunächst von unter 20 Kilogramm pro Hektar auf 15 Kilo zurückging. Danach stieg die Menge bis zum Jahr 2017 dann allerdings auf annähernd 35 Kilogramm an. Dies lässt sich zum einen dadurch erklären, dass die neuen Sorten besser für das sogenannte Direktsaatverfahren geeignet sind, dessen Anwendung sich zusammen mit den neuen Sorten verbreitete.

Klassische Gentechnik insgesamt: weniger Pestizide

Auch eine vom deutschen Entwicklungshilfeministerium und der EU finanzierte Meta-Analyse aus dem Jahr 2014 kommt zu dem Schluss, dass herbizid-resistente Sorten zu einem Mehrverbrauch von Herbiziden geführt haben. Die Analyse spiegelt die Ergebnisse von 147 Originalstudien wider, die die generellen Auswirkungen der Einführung von Gentechnik-Sorten für Soja, Mais und Baumwolle untersucht haben. Beachtlich ist dabei die Schwankungsbreite der Auswirkung von Herbizidresistenzen in den einzelnen ausgewerteten Studien: Sie reichen von einer 20-prozentig verringerten Pestizidmenge bis zu einer 25-prozentigen Steigerung. Statistisch ergibt sich daraus eine Steigerung von 2,4 Prozent. Dieser Mehrverbrauch an Herbiziden (wie Glyphosat) begründet einen der wesentlichen Kritikpunkte an der Gentechnik in der Landwirtschaft.

Pestizid-Ausbringung per Flugzeug

Wenn es um einen nachhaltigen Anbau geht, spielt allerdings nicht nur die Menge der eingesetzten Pestizide, sondern auch deren spezifische Eigenschaften sowie die Art und Weise ihres Einsatzes eine zentrale Rolle. Auf den riesigen Äckern Südamerikas ist etwa die Ausbringung mit Flugzeugen statt mit Feldspritzen üblich. Berichte über Pestizidvergiftungen oder gar Neugeborene, die mit Missbildungen zur Welt kommen, werfen Fragen auf, auch wenn diese sich nicht immer leicht überprüfen lassen.

Monokultur Soja

In Nord- und Südamerika werden nicht nur Sojabohnen angebaut, sondern auch andere wichtige Feldkulturen wie Mais, Weizen, Zuckerrohr oder Sonnenblumen. Diese werden in Reinkultur angebaut, so wie global die allermeisten landwirtschaftlichen Feldfrüchte. Das bedeutet, dass zu einem gegebenen Zeitpunkt nur diese eine Kulturpflanzenart auf dem Feld wächst. Wird darauffolgend eine andere Pflanzenart (in Reinkultur) angebaut, handelt es sich um eine Fruchtfolge. Auf manchen Farmen wird Soja als Teil einer Fruchtfolge angebaut, zum Beispiel abwechselnd mit Weizen oder Mais.

Aber: Der Anbau von Soja hat sich für die amerikanische Landwirtschaft als eine der wirtschaftlich attraktivsten Optionen entwickelt. Wenn sich mit einer bestimmten Kulturart mehr Geld verdienen lässt als mit anderen, dann verstärkt dies den Anreiz, mehr von dieser und weniger von anderen Kulturen anzubauen. Wenn schließlich über etliche Anbausaisonen hinweg stets dieselbe Kultur auf einem Feld ausgesät wird, in diesem Fall also Soja auf Soja auf Soja usw., dann spricht man von einer Monokultur.

Warum Monokulturen Fruchtfolgen verdrängen

Der vergleichsweise Vorteil des Anbaus von Soja ergibt sich unter anderem dadurch, dass die Pflanzen als Leguminosen kaum oder gar nicht mit Stickstoff gedüngt werden müssen. Die Einführung der herbizidresistenten GVO-Sorten hat die Gesamtkosten für die Anbauerinnen und Anbauer zusätzlich gesenkt. Zwar ist das Saatgut etwas teurer und der Mengenaufwand für Herbizide etwas größer, aber da oft ein einziges (Total-)herbizid, wie das zudem vergleichsweise preisgünstige Glyphosat, genügt, sinken die Gesamtkosten dennoch. Negative Auswirkungen bestimmter Anbaupraktiken sind in die Erzeugerkosten allerdings nicht eingepreist.

Risiko durch höheren Schädlingsdruck und Resistenzen

Mittelfristig erhöhen Monokulturen den Druck durch Schädlinge und Krankheiten, die sich durch die ständige Verfügbarkeit ihrer Wirtspflanze (Soja) vermehren und in der Regel mit zusätzlichen Gaben von Pflanzenschutzmitteln bekämpft werden. Wenn Unkraut stets mit denselben Wirkstoffen bekämpft wird, erhöht sich zudem das Risiko für die Entstehung herbizidresistenter Unkräuter. Auch diese werden dann oft mit einem Mehr an Pflanzenschutzmitteln bekämpft. Und dadurch, dass Felder in den amerikanischen Anbauländern im Vergleich zu Österreich gigantisch groß sind, ergibt sich zudem eine Art „Soja-Wüste“ mit geringer Artenvielfalt.

In Österreich werden Feldkulturen in der Regel in Fruchtfolgen angebaut und die durchschnittliche Größe eines Feldes ist um ein Vielfaches geringer als etwa in Südamerika.

Gentechnik und Gesundheit

Gentechnik ist ein Werkzeug der Züchtung und je nachdem, welche Eigenschaftskombinationen damit in Pflanzen hineingezüchtet werden und wie diese zum Einsatz kommen, kann es zu unterschiedlichen Auswirkungen kommen.

Im Falle der GVO-Sojabohnen mit verbessertem Fettsäuremuster ist mit einer positiven Auswirkung auf die menschliche Gesundheit zu rechnen, auch wenn sich diese, wie bei vielen Inhaltsstoffen der menschlichen Ernährung, schwer direkt nachweisen lassen. Geht der Anbau von GVO-Soja mit einer nicht-nachhaltigen Anwendung von Pestiziden einher, dann ist mit negativen Gesundheitsfolgen zu rechnen, etwa durch direkten Kontakt mit Pestiziden während der Ausbringung.

Pflanzenschutzmittel und Gesundheit

Als Kritik wird immer wieder angemerkt, Grenzwerte für Pestizidrückstände seien häufig zu hoch angesetzt, weshalb eine Gesundheitsgefahr nicht ausgeschlossen werden könne. Dazu schreibt die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) auf ihrer Internetseite: „Pestizidrückstände, die sich aus der Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln auf Kulturpflanzen zur Gewinnung von Lebens- oder Futtermitteln ergeben, können ein Risiko für die öffentliche Gesundheit darstellen. Darum existiert in der Europäischen Union ein umfassender Rechtsrahmen, der Regeln für die Genehmigung von Wirkstoffen, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und Pestizidrückstände in Lebensmitteln vorgibt.“ Dabei seien die gesetzlichen Rückstandshöchstgehalte so festgelegt, dass auch „empfindliche Verbraucher“ (etwa Säuglinge) geschützt sind. „Diese gesetzlichen Grenzwerte gelten auch für eingeführte Lebens- und Futtermittel, wobei sie als `Einfuhrtoleranzen´ festgelegt werden, um den Anforderungen des internationalen Handels gerecht zu werden.“ Mehr zum Für und Wider von Pestiziden in unserem Hintergrundbericht.

Gentechnik-freie Produktion in Österreich

In Österreich haben sich ganze Branchen auf eine „gentechnik-freie“ Produktion geeinigt. Auch Bio-Produkte werden entsprechend der „gentechnik-frei“-Kriterien produziert. Ökonomische Gründe und gesundheitliche Bedenken der Konsumentinnen und Konsumenten sind als Begründungen für diese Positionierung der österreichischen Ernährungsbranche angeführt. So verzichtet etwa die Eierbranche auf GVO-Soja, der Sojaanteil in der Futterration für Legehennen besteht ausschließlich aus „Donau-Soja“.