Wie gesund ist Soja?

Wir nehmen nicht nur die Ernährung von Kindern mit Sojaprodukten unter die Lupe, sondern auch die Wirkung von Soja auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Krebserkrankungen. Außerdem: Wusstest du, dass man auf Soja allergisch reagieren kann?

Reduziert Soja das Krebsrisiko?

Ob und wie stark Soja das Risiko für bestimmte (Krebs-)Erkrankungen bei Frauen und Männern senken kann, dürfte auch hier von der individuellen Genetik der einzelnen Personen und ihrem Mikrobiom abhängen. Personen, die das wertvolle Equol bilden können, profitieren womöglich mehr davon.

Generell ist Krebs ein komplexes Krankheitsbild und nur ein Lebensmittel für die Entstehung oder Nicht-Entstehung verantwortlich zu machen, wäre falsch. Die Entstehung von Krebs hängt mit zahlreichen anderen Einflüssen wie zum Beispiel Lebensstil, Gewicht, Psyche, Umwelt, erblichen Faktoren oder auch Viren und Bakterien zusammen. Die Ernährung spielt auch eine wichtige Rolle, sollte in der Krebsvorbeugung jedoch nie nur als einziger Faktor berücksichtigt werden.

 

Brustkrebs

Was in Österreich die häufigste Krebserkrankung bei Frauen ist, kommt in Asien deutlich seltener vor: Wahrscheinlich bietet ihr traditionell hoher Sojakonsum asiatischen Frauen einen gewissen Schutz vor Brustkrebs. Die brustkrebspräventive Wirkung von Soja zeigt sich allerdings nur in asiatischen, nicht aber in westlichen Populationen. Woran kann das liegen?

Prostatakrebs

Prostatakrebs gehört wie Brustkrebs zu den Erkrankungen, die mit Hormonen in Zusammenhang gebracht werden. In Österreich ist Prostatakrebs die häufigste Krebserkrankung bei Männern. Studien zeigen einen Zusammenhang zwischen regelmäßigem Sojakonsum und einem reduzierten Prostatakrebsrisiko sowohl in der asiatischen als auch in der westlichen Bevölkerung. Ob hier auch andere Ernährungsfaktoren und Unterschiede im Lebensstil eine Rolle spielen, kann allerdings nicht ausgeschlossen werden. Somit stuft die Amerikanische Krebsforschungsgesellschaft (AICR) die Wirkung von Soja in Zusammenhang mit dem Prostatakrebsrisiko vorerst als „eingeschränkt“ ein und zieht keine Schlussfolgerung.

Lungenkrebs

Auch bei Lungenkrebs gibt es Hinweise auf die präventive Wirkung von Lebensmitteln, die Isoflavone enthalten. Sie betreffen allerdings nur Personen, die nie geraucht haben. Um eine konkrete Empfehlung abgeben zu können, sind weitere Studien nötig.

Wie wirkt Soja bei Wechselbeschwerden?

Während der Großteil der Frauen in westlichen Ländern während der Wechseljahre an Hitzewallungen leidet, sind es in Asien nur 10 bis 25 Prozent der weiblichen Bevölkerung. Gleicht die hohe Zufuhr von Isoflavonen aus Soja dort also den Hormonabfall aus, wenn der Östrogenspiegel bei Frauen in der Menopause sinkt?

Hilft Soja gegen den Knochenabbau?

Hormonell bedingter Knochenabbau betrifft vor allem Frauen in der Menopause und den zwei Jahren davor. Durch den Östrogenabfall kann die Knochenmineraldichte sinken, was die Anfälligkeit für Brüche erhöht. Es entsteht zuerst die sogenannte Osteopenie, eine verminderte Knochendichte, die sich in weiterer Folge zur Osteoporose weiterentwickeln kann. Wer in jungen Jahren viel Knochenmasse aufbaut, hat bereits eine gute Basis. Im Alter gilt es dann, den Knochenabbau so gering wie möglich zu halten. Dabei helfen körperliche Aktivität, eine ausreichende Vitamin-D-Versorgung und Kalziumzufuhr. Soja kann eine vorbeugende Wirkung haben: Studien in Asien zeigen einen Zusammenhang zwischen der Einnahme von Sojaprodukten und der Knochenmineraldichte sowie der Häufigkeit von Brüchen.

Wie wirkt Soja auf die Schilddrüse?

Für eine normale Funktion der Schilddrüse verbindet sich Jod mit einem Eiweiß in der Schilddrüse, wodurch diese Hormone herstellt. Soja wird mit einer negativen Wirkung auf die Schilddrüsenfunktion in Zusammenhang gebracht, weil man vermutet, dass Isoflavone sich anstelle der Eiweiße in der Schilddrüse mit den Jodmolekülen verbinden und so die Hormonproduktion beeinträchtigt werden kann. Studien zeigen jedoch, dass das Ausmaß dieser Wirkung vernachlässigbar ist.

Sind Sojaprodukte für Kinder unbedenklich?

angebratenes Gemüse mit Tofu in einer Sauce | © Land schafft Leben

Zu den möglichen Vor- und Nachteilen von Soja für Kleinkinder gibt es nur wenige Studien. Gegen die Verwendung von üblichen Mengen an Sojaprodukten – ohne zusätzliche Gewürze wie Salz und Chili (z. B. Flocken, Tofu) – für die Beikost, beispielsweise als Eiweißquelle, gibt es keine Einwände. Wer Sojadrinks statt Kuhmilch einsetzt, sollte jedenfalls darauf achten, dass sie mit Kalzium angereichert sind.

„Kinder, die schon früh mit Sojaprodukten in Kontakt kommen, haben einen anderen Stoffwechsel, entwickeln ein anderes Mikrobiom und haben dadurch auch im späteren Leben Vorteile bezüglich der Verstoffwechselung von Soja. Ich denke also, dass man Soja in die Ernährung von Kindern maßvoll integrieren sollte und ihren Stoffwechsel damit trainieren und prägen kann“, so Univ. Prof. Dr. Doris Maria Gruber, Fachärztin für Frauenheilkunde.

Für den Verzehr von Sojaprodukten im Rahmen einer ausgewogenen Ernährung im Kindesalter spricht einiges. So geht man davon aus, dass der regelmäßige Verzehr von Soja im Kindes- und Jugendalter bei Asiatinnen das spätere Brustkrebsrisiko senkt. Hinsichtlich des Blutfettspiegels kann Soja Kindern, die erblich bedingt zur Risikogruppe für Herz-Kreislauferkrankungen angehören, helfen.

Soja für Babys?

Die erste Wahl bei der Ernährung von Babys ist Muttermilch. Säuglingsnahrung auf Basis von Soja sollte nur aus besonderen medizinischen Ausnahmegründen und nach Rücksprache mit einer Kinderärztin oder einem Kinderarzt eingesetzt werden. Denn Soja enthält auch unerwünschte Pflanzenstoffe, zum Beispiel Phytinsäure, die die Nährstoffaufnahme behindern kann sowie hohe Konzentrationen an Isoflavonen. Untersuchungen zeigen zudem, dass Säuglingsnahrung auf Sojabasis einen höheren Aluminiumgehalt aufweist als herkömmliche Säuglingsnahrung.

Schützt Soja vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen?

Wer tierische Produkte durch Lebensmittel aus Soja ersetzt, nimmt weniger gesättigte Fettsäuren und kein Cholesterin, stattdessen aber mehrfach ungesättigte Fettsäuren und Ballaststoffe zu sich. Diese können zur Gesunderhaltung des Herz-Kreislauf-Systems beitragen. Ein Health Claim der amerikanischen Lebensmittelbehörde besagt, dass „25 Gramm Sojaprotein pro Tag im Rahmen einer cholesterinarmen Ernährung mit geringen Mengen gesättigter Fettsäuren das Risiko für Herzerkrankungen senken können“.

Macht Soja schlau?

Frau hält vor ihrem Gesicht einen Löffel mit etwas Miso darauf | © Land schafft Leben

Es gibt Hinweise darauf, dass sich Soja positiv auf die kognitiven Fähigkeiten Erwachsener auswirken kann. Wissenschafterinnen und Wissenschafter aus den USA etwa konnten das Potenzial von Soja auf diesem Gebiet im Rahmen einer Zusammenfassung mehrerer Studien nachweisen.

Kurt Widhalm, Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde und Präsident des Österreichischen Akademischen Instituts für Ernährungsmedizin, erzählt uns außerdem von einer Studie, in deren Rahmen Frauen und Männern zwischen 60 und 70 Jahren regelmäßig Sojanüsse verabreicht wurden. Nach einem Jahr schnitten sie bei unterschiedlichen kognitiven Tests besser ab als jene Gruppen, die keine Sojanüsse zu sich genommen hatten.

Wie groß das Potenzial von Soja im Bereich der Kognition tatsächlich ist, gilt es aber noch weiter zu erforschen.

Kann man auf Soja allergisch reagieren?

Soja ist eines der 14 Allergene, die auf verpackten Produkten oder auf Speisekarten im Restaurant gekennzeichnet werden müssen. Soja wird auf Speisekarten meist mit dem Buchstaben F gekennzeichnet. Man kann auf Soja also allergisch reagieren, muss aber zwischen verschiedenen Formen der Sojaallergie unterscheiden.

Die klassische Sojaallergie tritt im Säuglingsalter bei 0,3 bis 0,4 Prozent der Bevölkerung auf. Betroffene müssen Sojaprodukte, bis auf wenige Ausnahmen, strikt meiden. Ein Großteil der Sojaallergikerinnen und Sojaallergiker entwickelt im Laufe der Kindheit eine Sojatoleranz.

Histamin in fermentierten Sojaprodukten

Vor allem fermentierte Sojaprodukte können – bedingt durch die Fermentation – einen hohen Histamingehalt aufweisen und dadurch gegebenenfalls zu Beschwerden führen. Soja kann außerdem auch andere sogenannte biogene Amine enthalten, die mit dem Histamin um das abbauende Enzym konkurrieren und zu ähnlichen Beschwerden führen können. Auf welche Lebensmittel Personen, die an Histaminintoleranz leiden, aber konkret reagieren, ist individuell sehr verschieden.

Nickel, Cadmium und Aluminium in Soja

Wie andere Nutzpflanzen nimmt auch die Sojabohne während ihres Wachstums Stoffe aus dem Boden auf. Sojabohnen reichern dabei verstärkt Cadmium und Nickel an. Auch Aluminium nehmen sie aus dem Boden auf.

Cadmium findet sich in Weizen, Reis, Mais und verschiedenen Gemüsearten, aber auch in Tabakpflanzen. Menschen, die sich vegetarisch/vegan ernähren oder rauchen, nehmen also größere Mengen Cadmium auf als Personen, die nicht rauchen oder sich mit Mischkost ernähren. Eine Untersuchung des deutschen Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) wies in verarbeiteten Produkten wie Sojamehl, Sojaflocken und Sojagries einen höheren Cadmium-Gehalt nach als in unverarbeiteten Sojabohnen.