Soja in Österreich

76.700 Hektar. Diese Flächen waren 2021 mit Soja bepflanzt. Ist das nun viel oder wenig? Um das einschätzen zu können, sind einige weitere Zahlen hilfreich: Im Jahr 2000 betrug die Soja-Anbaufläche noch ungefähr 15.500 Hektar – seither ist sie also um das Vierfache gewachsen. Nach Mais, Weizen und Gerste ist Soja auf Rang 4 der am meisten angebauten Kulturen in Österreich. Auch im EU-Vergleich ist Österreich unter den Top 5 der Sojaproduzenten: Im Jahr 2021 hat Österreich zum Vorjahr einen Platz dazugewonnen und ist nun innerhalb der Europäischen Union sogar der viertgrößte Sojaproduzent. Die Antwort ist somit eindeutig: 76.700 Hektar Sojafelder sind für unsere Verhältnisse viel! Auf diesen Anbauflächen wurden insgesamt 235.100 Tonnen Soja geerntet.

Soja wird in jedem Bundesland angebaut, am meisten geerntet wurde in Niederösterreich, gefolgt vom Burgenland und Oberösterreich. Des Weiteren wirtschafteten im Jahr 2020 auf rund 40 Prozent der Anbauflächen die Landwirtinnen und Landwirte biologisch. 2021 war der Anteil der Bio-Anbaufläche ähnlich hoch. Innerhalb der EU ist das der höchste Bio-Wert.

Eine weitere Besonderheit der österreichischen Sojaproduktion ist der Verbrauch: Während international ungefähr 80 Prozent der Sojaernte in Futtermitteln für Nutztiere landen, sind es hierzulande 60 Prozent. Die anderen 40 Prozent werden direkt für Lebensmittel eingesetzt. Grund dafür dürfte der heimische Anbau gentechnikfreier Sorten sein. Lebensmittel werden überwiegend mit gentechnikfreiem Soja produziert. In österreichischen Supermärkten müssen Lebensmittel mit GVO-Soja entsprechend gekennzeichnet sein.

Soja innerhalb der EU und international

Die Sojabohne zählt weltweit zu den wichtigsten Nutzpflanzen. Das zeigen vor allem die Zahlen: Seit den 1960er Jahren ist die Soja-Produktion um mehr als das 13-fache gestiegen – von 27 auf 354 Millionen Tonnen im Jahr 2020. Grund dafür ist vor allem der stetig steigende Fleischkonsum: Soja eignet sich sehr gut für die Fütterung von Nutztieren.

Über 80 Prozent der weltweiten Soja-Produktion konzentriert sich gerade einmal auf drei Länder: Brasilien, USA und Argentinien. Die weltweit angebauten Sojaflächen bestanden 2019 zu 74 Prozent aus gentechnisch verändertem Soja (GVO-Soja). Der Anbau von GVO-Soja ist innerhalb der EU nicht zugelassen, der Import davon allerdings schon. So sind ungefähr 96 Prozent der EU-Importe gentechnisch verändertes Soja und lediglich vier Prozent sind GVO-frei. Auch nach Österreich wird GVO-Soja importiert: Ungefähr 80 bis 90 Prozent von geschätzten 500.000 Tonnen Soja-Nettoimporten sind GVO-Soja. Der Hauptanteil des importierten Sojas wird an Mastschweine verfüttert.  

Die EU ist auf diese Importe angewiesen, denn mit einer jährlichen Ernte von knapp drei Millionen Tonnen erreicht sie einen Selbstversorgungsgrad von lediglich fünf Prozent. Zum Vergleich: Die GVO-freie Ernte in den USA ist immer noch doppelt so groß wie die gesamte Sojaproduktion der EU. Innerhalb den USA macht die GVO-freie Ernte aber lediglich sechs Prozent aus.

Am meisten Soja wird in Italien auf über 256.000 Hektar angebaut. Es folgen Frankreich und Rumänien. Bisher war das mitteleuropäische Klima nur wenig für den Sojaanbau geeignet. Durch neue Züchtungen und verbesserte Anbautechniken funktioniert der Anbau mittlerweile sogar in Schweden oder England.

Die Krux mit der Soja-Statistik

Es gibt eine Reihe unterschiedlicher Quellen, die Statistiken zu Soja veröffentlichen. Dazu gehören etwa die UN-Landwirtschaftsorganisation FAO, die europäische Statistikbehörde EUROSTAT oder der Verband der Ölsaaten verarbeitenden Industrie in Deutschland (OVID). Andere Organisationen veröffentlichen eigene Statistiken, die sich zum Teil auf diese erstgenannten Quellen stützen.

Mit „Soja“ oder „Sojabohnen“ kann theoretisch folgendes (mit-)gemeint sein:

  •  ganze Bohnen, so wie sie am Feld geerntet werden;
  • vollständige, aber geschrotete Bohnen;
  • Soja-Presskuchen (was von der Bohne bleibt, nachdem Öl herausgepresst wurde);
  • Soja-Extraktionsschrot (was von der Bohne bleibt, nach dem Öl mit Lösungsmittel extrahiert wurde);
  • Soja-Öl;
  • Sojabohnen-Äquivalente.


Soja-Extraktionsschrot entspricht rund 80 Gewichts-Prozent ganzer Bohnen, Soja-Öl rund 20 Prozent. Während etwa China heutzutage fast ausschließlich ganze Bohnen importiert, handelt es sich bei den in die EU eingeführten Mengen neben ganzen Bohnen auch um größere Anteile Soja-Extraktionsschrot. Um die Zahlen vergleichbar zu machen, zeigen einige Statistiken so genannte Sojabohnen-Äquivalente, für die zum Beispiel Schrot in ganze Bohnen umgerechnet wird (Umrechnungsfaktor ungefähr 0,8). Andere Datensammlungen zählen die Mengen für Schrot und ganze Bohnen zusammen, ohne letztere umzurechnen.

Zudem unterscheiden die Produktionsstatistiken meist nicht in bio oder konventionell und Gentechnik oder gentechnik-frei.

Je nachdem, ob historische Entwicklungen oder aktuelle Situationen beschrieben werden sollen und je nach Verfügbarkeit und Vergleichbarkeit der Zahlen, ist die Verwendung unterschiedlicher Statistiken mehr oder weniger sinnvoll.

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