Energie-Revolution in der Saline

Ein Blick zurück in der Zeit: In der Saline in Ebensee befinden sich riesige Pfannen mit einem Durchmesser von 20 Metern. Die Pfannen werden mit Holz befeuert, die Sole brodelt und das Wasser verdunstet. In den Pfannen setzen sich neben Salz immer wieder Magnesium, Gips und Kalk ab. Die Salinenarbeiter schaben die Pfannen aus, damit die Wärme wieder durchkommt.

All das ist heute Geschichte.

Mittlerweile stehen in der Saline große geschlossene Kessel und technische Anlagen. Diese heißen Thermokompressions- und Vakuum-Verdampfungsanlagen. Sie sorgen dafür, dass die Wärme der erhitzten Sole und des Dampfes optimal genutzt wird. Außerdem hat das sogenannte „Schweizerhalle-Verfahren“ dafür gesorgt, dass kein Abschaben der Kessel mehr nötig ist. Denn mittlerweile werden Magnesium, Gips und Kalk chemisch entfernt. Auf diese Weise schaffen es die Salinen heute, mit nur einem Vierzigstel der Energie von damals die gleiche Menge an Salz zu gewinnen.

Hier ein kleiner Überblick zur Entwicklung:

Kein Holz, kein Salz

Das Feuer für die Sudpfannen benötigte Holz – viel Holz. Aber auch das Dörren von Lebensmitteln, das Beheizen des Wohnraums, der Grubenausbau, der Bau von betrieblichen Anlagen sowie von Wohngebäuden basierten auf demselben Rohstoff. Hinzu kamen die zahlreichen Holzschiffe, die zum Transport des Salzes aus dem Salzkammergut notwendig waren. Jedoch war die Beschaffung von Holz nur begrenzt möglich: Der Holztransport erfolgte auf dem Wasserweg. Das heißt, dass Bäume in Flussnähe flussaufwärts gefällt wurden, alle anderen Wälder waren nur mit deutlich erhöhtem Aufwand nutzbar. Aufgrund dieser Vielzahl an Anwendungen und der limitierten Beschaffungsmöglichkeiten entstand bald ein Engpass. Die Konsequenz aus der Holzknappheit war die stagnierende Produktion – für 450 Jahre. Erst die Nutzung von anderen Energiequellen wie Torf und später Kohle im 19. Jahrhundert ermöglichte eine höhere Salzerzeugung. Ende des 16. Jahrhunderts baute man zusätzlich eine neue Saline in Ebensee, wo mehr ebene Flächen und daher auch mehr Holzressourcen zur Verfügung standen.

Salz: eine unendliche Ressource?

Hand am Nachsalzen | © Land schafft Leben

„Dadurch, dass Salz in unseren Weltmeeren vorkommt, ist es ein unersättlich häufiger Stoff. Es kommt aber ungleich verteilt vor: in den Meeren natürlich viel, in Binnenländern weniger“, erklärt Ernst Gaisbauer, Berater für Bergbau. Wir müssen also keine Sorge haben, dass uns irgendwann das Salz ausgeht. Denn außerdem wird Salz nicht nur konsumiert, sondern auch wieder ausgeschieden. So ist es im Kreislauf und gelangt immer wieder zurück in die Weltmeere. Das Meersalz ist somit eine unendliche Ressource. Die Salzproduktion verlagert sich immer mehr in Richtung Meersalz, da diese Form der Gewinnung billiger ist.

Bei Salz aus Gestein verhält es sich anders: Hierbei handelt es sich um eine endliche Ressource. Ein Großteil des Salzes im Berg – rund 80 bis 90 Prozent – kann nicht abgebaut werden, sonst würde dieser in sich zusammenbrechen. In Europa befinden sich fast in jedem Land Salzlagerstätten, allerdings ist der Abbau aus wirtschaftlicher Perspektive nicht immer sinnvoll. Laut Experten- Schätzungen sollte das Salz an den bestehenden Lagerstätten noch für etwa 50 bis 100 Jahre reichen. Ob die Salzlagerstätten darüber hinaus nutzbar sind, werden künftige Erkundungen zeigen.  

CO2-Fußabdruck von Salz

Ein ökologischer Fußabdruck für Stein-, Siede- oder Meersalz ist schwer zu erstellen, respektive zu vergleichen. In welcher Art und Weise Salz gewonnen wird, hängt nämlich stark von den geologischen beziehungsweise geografischen Gegebenheiten ab. Beispielsweise kann in einem Land ohne Meerzugang wie Österreich unmöglich Meersalz hergestellt werden. In erster Linie wird der CO2-Fußabdruck durch den Energieaufwand bestimmt. Dieser ist bei Siedesalz deutlich höher als bei Meersalz, das mittels Sonnenenergie gewonnen wird.

Eine Schweizer Studie im Jahr 2019 hat ergeben, dass bei Siedesalz die bei der Produktion verwendete Energiequelle entscheidend ist – sei es Wasserkraft, Atomstrom oder vielleicht auch fossile Energie. Hinzu kommt ein allfälliger Transport, der je nach Art (Bahn, LKW, Schiff, etc.) ebenfalls mehr oder weniger ins Gewicht fällt. Der Transport von Salz spielt beim CO2-Fußabdruck eine wesentliche Rolle, da der Herstellungsprozess selbst einen kleinen Fußabdruck hinterlässt.

Eingriffe in die Landschaft

Der unterirdische Bergbau hinterlässt Spuren im und am Berg – wenn auch nur kleine. Die Veränderung im Berginneren ist geologischer Natur, indem Material entnommen wird. Nicht alles, das abgebaut wird, ist auch verwendbar. Das als Abfall anfallende Material wird zurück in den Berg gebracht und dort deponiert. Ökologisch bedenklich ist dieses Vorgehen nicht, weil es sich Großteils um bergeigene Substanzen handelt.

Wohin mit den Rückständen?

Bis 2005 hat eine in der Nähe der Salinen Austria ansässige Fabrik die Mutterlauge übernommen, um daraus Soda zu produzieren. Beim Herstellungsprozess von Soda entsteht in großen Mengen Kalziumchlorid – ein Salz, das am Ende mit weiterem Natriumchlorid und Kalkschlamm in den nahegelegenen See (Traunsee) geleitet wurde. Mit dem Ende der Sodafabrik stoppten auch die Einleitungen, was wiederum die natürliche Wasserdurchmischung im See durcheinandergebracht hat: Das salzhaltige Wasser sank ab, während das salzfreie aufgrund seiner Leichtigkeit oben blieb. In den Tiefen des Traunsees erschöpfte sich so zunehmend der Sauerstoff. Seit 2018 ist die Wasserdurchmischung wieder intakt.

Nach dem Ende der Sodafabrik haben die Salinen Austria eine Kaliumsulfat-Anlage erstellt. Kaliumsulfat wird in der Landwirtschaft als Dünger verwendet. Dank dieser kann Kaliumsulfat und beinahe alles Salz aus der Sole extrahiert werden, so dass schlussendlich 99,9 Prozent des Salzes aus der Sole gewonnen wird. Das übrigbleibende Kondensat sowie das Kühlwasser leiten die Salinen in den nahegelegenen Fluss – die Traun. Gemäß regelmäßigen Kontrollen ist das für Flora und Fauna ungefährlich. Die restlichen Enthärtungsrückstände, die bei der Solereinigung anfallen, werden an ihrem Ursprungsort im Berg deponiert. Bis 2005 leiteten die Salinen diese Rückstände ebenfalls in den Traunsee, wofür eine wasserrechtliche Bewilligung bestand.

Mikroplastik: Vom Meer auf den Teller

Plasticksack im Meer

In einem Test des Vereins für Konsumenteninformation (VKI) wurde insbesondere im Meersalz Mikroplastik gefunden. Obwohl der Begriff Mikroplastik nicht exakt definiert ist, sind damit vor allem Kunststoffteilchen gemeint, die kleiner als fünf Millimeter sind. Derzeit gehen Forschende davon aus, dass nur ein sehr geringes Prozent (0,3%) einer bestimmten Partikelgröße (kleiner als 150 µm) in Körperzellen gelangen kann. „Die toxikologische Relevanz einer Aufnahme derartig geringer Mengen Mikroplastik in die Körperzelle ist bisher weitgehend ungeklärt“, schreibt die österreichische Agentur für Ernährungssicherheit (AGES) in einer Stellungnahme zum Thema.

Grund für den Mikroplastik-Nachweis im Meersalz dürften die riesigen, schwimmenden Plastikdeponien im Meer sein. Damit schließt sich gewissermaßen ein Kreislauf: Über 70 Prozent des Mikroplastiks im Meer stammt aus privaten Haushalten, produziert beispielsweise durch Verpackungen wie Plastikflaschen, die Verwendung von Kosmetika oder schlicht von Plastiksackerln. Das Plastik, das im Meer schwimmt und nicht abbaubar ist, landet somit am Ende wieder bei uns auf dem Teller.

> Mehr zur Meersalz-Produktion

Wertvoller Boden geht verloren?

Bis zu 1,5 Millionen Hektar Ackerland gehen global jährlich durch die Versalzung von Böden für die Produktion verloren. Damit ist die Bodenversalzung einer der häufigsten Gründe für den Verlust von fruchtbaren Böden. Fälschlicherweise denken wahrscheinlich viele bei der Bodenversalzung zuerst an das Streusalz, das hierzulande im Winter ausgebracht wird. In Österreich ist der dadurch verursachte hohe Salzgehalt im Boden vor allem bei Grünstreifen neben stark befahrenen Straßen problematisch. Auf landwirtschaftlichen Flächen stellt das Streusalz kaum ein Problem dar. Viel mehr sind Gebiete in Küstennähe wie Indien oder Südostasien davon betroffen.

Grundsätzlich gibt es zwei Erklärungen für die Bodenversalzung: