Rohstoff Milch

Ob Kuh-, Ziegen- oder Schafmilch verwendet wird, hat nicht nur auf die Käseherstellung einen Einfluss, sondern auch auf Geschmack, Farbe und Inhaltsstoffe. Wir erläutern dir hier die Unterschiede.

Was ist in der Milch drinnen?

Je nachdem, mit welcher Milch die Käserin oder der Käser den Käse herstellt, unterscheiden sich auch die Inhaltsstoffe und entsprechend die Farbe sowie die Konsistenz des Endprodukts. Milch besteht in erster Linie aus Wasser, hinzu kommen Milchzucker, -fett, -eiweiß und zuletzt Vitamine sowie Mineralstoffe. Der Großteil des Wassers wird während der Käseherstellung von den restlichen Inhaltsstoffen abgetrennt – bei Frischkäse weniger, bei Hartkäse mehr. Auch der Milchzucker, sprich die Laktose, baut sich fast vollständig zu Milchsäure ab. Käse besteht am Ende also vor allem aus Milchfett, Milcheiweiß, Mineralstoffen wie Kalzium oder Phosphor sowie Vitamin A, B und andere.

Ganz so einfach ist es dann doch nicht. Das Milcheiweiß besteht nämlich aus zwei verschiedenen Eiweißstoffen: zu 80 Prozent aus Kasein und zu 20 Prozent aus Molkenprotein (auch Molkeneiweiß).

Kuh-, Ziegen- und Schafmilch

Käse ist nicht gleich Käse: Die Unterscheidung der unglaublich großen Auswahl an Käsesorten beginnt bereits bei der Milch, die von unterschiedlichen Tieren kommen kann.

So wird Käse aus Kuh-, Schaf-, Ziegen- oder Büffelmilch hergestellt, es gibt aber auch Mischkäse wie etwa aus Kuh- und Schafmilch. In Österreich dominiert der Käse aus Kuhmilch. Schaf- und Ziegenkäse sind hingegen eher Nischenprodukte. Käse aus Büffelmilch, zum Beispiel Mozzarella, genießt vor allem in Italien hohes Ansehen.

Ein Vergleich der Inhaltsstoffe

Hier ein kurzer Überblick, inwiefern sich die Milchinhaltsstoffe von Ziege, Schaf und Kuh unterscheiden und welche Auswirkungen diese auf den Käse haben:

Ziegen- und auch Kuhmilch haben einen relativ hohen Wassergehalt und beinhalten entsprechend weniger sogenannte Trockenmasse – also alle anderen Inhaltsstoffe, abgesehen von Wasser. Bei der Schafmilch hingegen sind diese Anteile höher. Für die Käseherstellung ist der Anteil der Trockenmasse entscheidend: Je höher dieser Anteil, desto mehr Käse kann ich herstellen. Aus diesem Grund ist die Ausbeute von Ziegen- und Kuhmilch geringer als jene von Schafmilch. Das heißt, aus derselben Menge Milch kann weniger Ziegen- und Kuhmilchkäse als Schafkäse produziert werden. Wie viel weniger, ist allerdings vom Käsetyp abhängig.

Welche Milch verwendet die Käserin?

Milch spielt beim Geschmack von Käse eine wesentliche Rolle. Für die Käseherstellung kann entweder Rohmilch oder hitzebehandelte Milch verwendet werden. Eine weitere Unterscheidung ist jene nach der Art der Fütterung: Gras/Heu oder Silage. Welche Milch den „besseren“ Käse ergibt, ist unter Expertinnen und Experten hart umstritten. Beide Verfahren haben ihre Eigenheiten.

Rohmilch oder hitzebehandelte Milch

Milch, die direkt aus dem Euter der Tiere und unbehandelt konsumiert oder weiterverarbeitet wird, nennt man Rohmilch. Sie ist also naturbelassener und schmeckt entsprechend anders – arttypischer – als die hitzebehandelte. Indes besteht bei der Verarbeitung zu Käse ein größeres Risiko für eine Fehlproduktion, da mögliche Schadkeime erhalten bleiben.

„Üblicherweise wird die Milch bei der Verarbeitung zu Käse pasteurisiert. Dieser Schritt dient dazu, die mikrobiologische Sicherheit des Produktes zu erhöhen. Traditionelle gebrannte Hartkäse wie Österreichischer Emmentaler oder Österreichischer Bergkäse werden aber aus Rohmilch hergestellt, da bei der Käsung das Bruch-Molke-Gemisch auf Temperaturen über 48 Grad erwärmt – „gebrannt“ – wird und dies in Kombination mit der langen Reifezeit von mindestens drei Monaten einen der Pasteurisierung vergleichbaren Effekt auf die hygienische Sicherheit des Produktes hat.“ – Klaus Dillinger, Forschungsleiter und stellvertretender Direktor der HBLFA Tirol.

Doch nicht jeder Käse wird aus Rohmilch hergestellt, in vielen Fällen wird die Milch erhitzt.

Heumilch oder Silagemilch

heu | © Land schafft Leben, 2016

Eine weitere Unterscheidungsmöglichkeit von Käse ist nach der Fütterung der Tiere – der Käse entsteht aus Milch von Kühen, die Heu oder Silage gefüttert bekommen haben. Die Deklaration auf der Verpackung ist nicht verpflichtend, allerdings wird Heumilch aus marketingtechnischen Gründen ausgewiesen: Steht also nicht Heumilch drauf, ist Silagemilch drinnen.

Grundvoraussetzungen und Hygienemaßnahmen

Also nicht nur die Tierart, sondern auch die Rasse, die Tiergesundheit und die Fütterung haben Einfluss auf den Käsegeschmack. Entgegen der allgemeinen Annahme gibt es aber keine wissenschaftlichen Studien, die belegen, dass sich auch die Haltung der Tiere auf den Geschmack der Milch auswirkt. Die Tierhaltung ist vielmehr eine ethische Frage.

Eine weitere bedeutende Grundvoraussetzung für einen qualitativ hochwertigen Käse ist Milch, die frei von Geruchs- oder Geschmacksfehlern sowie von Fremdstoffen ist und einen niedrigen Keimgehalt aufweist. Die Milch in einem gesunden Euter ist nahezu keimfrei – die Herausforderung ist, dass dies auch so bleibt. Um die Milch und auch den Käse möglichst frei von fremden Stoffen zu halten, spielt die Hygiene vom Stall über die Molkerei bis in den Reifekeller eine zentrale Rolle.

Faktor Hygiene

Es gibt drei wesentliche Bereiche, in denen die Hygiene relevant ist: die Stall-, die Betriebs- und zuletzt die Personalhygiene. Welche Faktoren beim Melken entscheidend sind, haben wir bei der Milch beschrieben.

In der Käseverarbeitung sind die Hygieneanforderungen für die Lebensmittelsicherheit von großer Bedeutung. Es gelten für alle Betriebe dieselben Hygienestandards, die vor allem für kleinere Betriebe bürokratisch aufwendig sind.

„Ist ein Käse einmal nicht gelungen, so liegt das in den meisten Fällen an mangelnder Hygiene – oftmals reichen Kleinigkeiten wie etwa eine zu geringe Menge an Reinigungsmittel“, so Lebensmitteltechnologe Martin Rogenhofer.

Aufgrund dessen müssen der Raum und die Geräte stets gereinigt und desinfiziert werden, was nicht nur einen hohen Arbeitsaufwand bedeutet, sondern wofür auch viel Wasser benötigt wird. Auch das Material der verwendeten Geräte (Kunststoff, Edelstahl oder Holz) und wie dieses gereinigt werden kann, sind wichtige hygienische Fragen.

Zur Personalhygiene: Bei Betrieben, die ihren Käse vor allem handwerklich herstellen, ist die Personalhygiene von besonderer Bedeutung. Deshalb vermindert etwa eine sorgfältige und regelmäßige Händereinigung und -desinfektion das Risiko, dass Mikroorganismen oder Krankheitserreger in den Käse gelangen. Auch die Kleidung ist vielerorts vorgeschrieben. Die Käserin oder der Käser muss beispielsweise die Kleidung wechseln, wenn sie beziehungsweise er von einem Reifungskeller mit Weißschimmel in einen mit Rotkulturen geht. Über die Kleidung könnten unerwünschte Reifungskulturen übertragen werden.  

Bei Rohmilchkäse ist die Hygiene ein besonders entscheidender Faktor. Durch den Verzicht auf das Erhitzen der Milch können sich Keime wie etwa Listerien während der gesamten Käseherstellung und auch noch bei der Lagerung im Kühlschrank vermehren. Aufgrund dessen wird immungeschwächten Personen und schwangeren Frauen davon abgeraten, Rohmilchkäse zu konsumieren.