Tomaten vom Stadtrand

paradeiser marchfeld | © Land schafft Leben, 2016

Die meisten österreichischen Tomaten werden nicht mehr wie in den vergangenen Jahren in Wien und Umgebung produziert, sondern im Burgenland. Auch die Steiermark produziert in modernen Betrieben viele Tomaten. Dennoch stehen im Wiener Becken einige der größten Glashäuser des Landes. Die Transportwege von Simmering, Eßling, Hainburg und vom Marchfeld zu den Zentrallagern des Lebensmitteleinzelhandels sind kurz. Die klimatischen Bedingungen für den Tomatenanbau sind generell im Osten Österreichs besser und im Bergland weniger gut. Eine höhere Jahresdurchschnittstemperatur und mehr Sonnenstunden erleichtern den Anbau und sparen Heizkosten.     

Ein Drittel jener Fläche Österreichs, die für Tomatenanbau verwendet wird, liegt im Burgenland. 2024 ernteten die Burgenländer 16.670 Tonnen auf 59 Hektar, die Wiener Tomatenproduzenten 15.520 Tonnen auf 39 Hektar.

Millionen-Projekte und kleine Tomatenbauern

paradeiser folientunnel | © Land schafft Leben, 2016

Im Tomatenanbau unterscheidet man grob zwischen zwei Anbauformen, der Ganzjahreskultur im Glashaus und dem Anbau im Foliengewächshaus. Im Glashaus braucht man keine Erde, dafür ein Produktionssystem, das international ähnlich aussieht. “Holland-System” heißt diese Anbauform. Glashäuser sind in der Regel wesentlich größer als Foliengewächshäuser, in denen die Tomatenpflanzen in Erde wachsen. Eine tunnelförmige oder hausförmige Folienkonstruktion schützt sie vor Wetter und Kälte. Es gibt dazwischen auch Betriebe, die zwar im Glashaus anbauen, aber nicht das ganze Jahr über Tomaten kultivieren. 

Aus- und Weiterbildung

Obwohl sich die Anbauformen im Tomatenanbau stark unterscheiden, lernen zukünftige Erzeugerinnen und Erzeuger ihr Handwerk in denselben Schulen. Die einzige Schule mit Matura ist in diesem Bereich die HBLFA Schönbrunn. Sie bindet die Schüler auch in die hauseigene Forschung ein. An der HBLFA gibt es Tomatenkulturen nur in Erde, um den Schülern über das Jahr eine Fruchtfolge mit mehreren Gemüsearten anbieten zu können. Fachschulen gibt es etwa in Langenlois und Obersiebenbrunn. Für Gärtnerinnen und Gärtner sowie Bäuerinnen und Bauern bestehen Möglichkeiten der Weiterbildung. Spezialisierte Tomatenerzeuger besichtigen Produzenten von Marokko über Spanien bis in die Niederlande, um aktuelle Trends zu erkennen.

Vermarktung gebündelt

Fast alle österreichischen Erzeugerinnen und Erzeuger vertreiben ihre Tomaten über so genannte Erzeugerorganisationen. Diese bündeln landwirtschaftliche Produkte und verkaufen sie gesammelt weiter. So entstehen Synergieeffekte in der Vermarktung und die Tomatenerzeuger sparen sich organisatorischen Aufwand, etwa beim Einkauf von Verpackung und bei der AMA-Gütesiegel-Zertifizierung. Nur einige der größten Glashäuser verkaufen direkt an den Lebensmitteleinzelhandel. In Österreich gibt es Erzeugerorganisationen in Niederösterreich und Wien, im Burgenland und in der Steiermark. 

Forschung in Österreich an Sorten und Low-Input-Produktion

paradeiser forschung | © Land schafft Leben, 2016

Obwohl die Züchtung für den Tomatenanbau fast ausschließlich im Ausland erfolgt, forschen Einrichtungen in Österreich an speziellen Themen. Die Versuchsstation für Spezialkulturen Wies des Landes Steiermark legt den Schwerpunkt auf Versuchen mit Sorten. Das Team rund um Leiterin Doris Lengauer testet in- und ausländische Neuzüchtungen auf Ertrag, Geschmack, Resistenz und Toleranz gegenüber Schädlingen unter den Klima- und Bodenverhältnissen in der Steiermark.

Gesetzliche Grundlagen

In unterschiedlichen Bereichen regulieren gesetzliche Vorgaben den Tomatenanbau. Pflanzenschutz- und Düngemittel müssen zugelassen sein. Für alle österreichischen Betriebe gelten das heimische Arbeitsrecht und steuerliche Regelungen, egal woher die Mitarbeiter kommen. Die EU-Bio-Verordnung regelt den biologischen Tomatenanbau. 

> Arbeitsbedingungen
> Bio-Anbau

Dreistufiges AMA-Kontrollsystem

paradeiser kontrollen | © Land schafft Leben, 2016

Auch das AMA-Gütesiegel ist für heimische Produzentinnen und Produzenten von großer Bedeutung. Die AMA-Marketing hat ein dreistufiges Kontrollsystem. Es beginnt mit der Eigenkontrolle. Die Landwirtin oder der Landwirt muss verschiedene Bereiche auf seinem Betrieb selbst kontrollieren und protokollieren. Dazu gibt es AMA-G.A.P.-Vorlagen.