Prunkvoller Almabtrieb: Was steckt dahinter?
05.09.2025 / Landwirtschaft & Lebensmittelproduktion
Wenn die Tage kürzer werden und das Leben sich wieder mehr nach drinnen verlagert, kehren auch die Nutztiere von der Alm zurück. Das tun sie teilweise „mit Pauken und Trompeten“: Was hat es mit dem spektakulären Almabtrieb auf sich – und warum waren die Tiere überhaupt auf der Alm?
Welche Tiere waren im Sommer auf der Alm – und mit wem?
Fast drei von vier Nutztieren, die die Sommermonate über auf der Alm leben, sind Rinder. Das können Kühe (weibliche Rinder, die bereits mindestens ein Kalb geboren haben und daher Milch geben), Ochsen (kastrierte, männliche Rinder) oder Kalbinnen (weibliche Rinder, die noch kein Kalb geboren haben) sein. Schafe und Ziege werden ebenso gerne und in den letzten Jahren wieder in immer größerer Zahl gealpt. Sennerinnen, Senner, Hirtinnen und Hirten kümmern sich um diese Tiere: 2023 gab es in Österreich rund 7.500 Hirtinnen und Hirten. Auch immer mehr Quereinsteigende wollen sich um gealpte Tiere kümmern und melden sich für Hirtenkurse an.
Welche Arten von Almen gibt es?
Handelt es sich um eine Alm, auf der Kühe leben, spricht man von einer Sennalm. Diese Kühe werden von Sennerinnen oder Sennern betreut und auf der Alm zweimal täglich gemolken. Neben dem Melken und Behirten sind Sennerin und Senn auch für die Vor-Ort-Verarbeitung der gewonnenen Milch zu Käse oder Butter verantwortlich. Eine Sennalm unterscheidet sich damit wesentlich von den heutzutage weit vorherrschenden Almen, wo nicht gemolken wird. Diese Almen heißen Galtalmen. Bäuerinnen und Bauern halten regelmäßig nach dem dort lebenden Galtvieh Nachschau, oft sind aber auch Hirtinnen oder Hirten vor Ort. Das Vieh auf der Galtalm sind in der Regel Ochsen oder Kalbinnen – es können sich aber auch Mutterkuhherden, die gerade nicht gemolken werden, in Begleitung ihrer Kälber dort befinden.
Was passiert noch auf der Alm?
Nutztiere werden auf die Alm gebracht, um das Gras auf den Flächen als Futter zu verwerten. So kann das Futter im Tal als Heu oder Silage konserviert für den Winter gespart werden. Die Betreuung der Tiere ist jedoch kein romantischer Bergurlaub. Täglich müssen im Rahmen der Behirtung und/oder dem Melken und Verarbeiten verschiedene Arbeiten verrichtet werden: Etwa die Kontrolle der Wasserversorgung sowie der Gesundheit der Tiere und ob sie sich alle auf den vorgesehenen Weideflächen befinden. Ist ein Tier krank oder verletzt, muss es behandelt oder eine tierärztliche Versorgung organisiert werden.
Wann und wie passiert der Almauf- sowie der Almabtrieb?
Mit Beginn des Almsommers werden die Tiere auf die Alm übersiedelt. Dieser Almauftrieb passierte früher zu Fuß, heute wird oft auch auf Traktor und Viehanhänger gesetzt. Am Ende des Sommers geht es retour ins Tal. Beim Almabtrieb werden die Tiere häufig noch wirklich getrieben: Der Weg bergab ist weniger anstrengend, läuft schneller ab und die Tiere sind nach dem „Höhentraining“ meist fitter. Wann genau der Almabtrieb stattfindet, ist von Region zu Region unterschiedlich. An manchen Orten gleicht er jedoch einem offiziellen Feiertag, ist ein wichtiger Bestandteil des Dorflebens – und nicht selten auch eine touristische Attraktion.
Welche Bräuche gibt es rund um den Almabtrieb und warum sind die Tiere häufig geschmückt?
Traditionell wird der festliche Almabtrieb von Blasmusik, Kirtag oder Trachtengruppen begleitet. Besonderen Eindruck machen die mit kunstvollen Kränzen aus Blumen und Reisig, Leder- oder Holzschildern, bunten Bändern und Glocken geschmückten Tiere. Der Brauch soll ursprünglich böse Geister vertreiben und Segen für eine sichere Rückkehr ins Tal erbitten. Es gibt aber auch die stillere Variante des Almabtriebs, die in keinem Veranstaltungskalender vermerkt ist. Wie bei einem Abschlussfest sitzen dann die Bauernfamilien mit den Hirtinnen und Hirten zusammen, danken für die geleistete Arbeit und lassen den Almsommer ausklingen.