„Der Nino vom Chianinahof“: mit Vorurteilen brechen und Mut machen

15.02.2024 / Landwirtschaft & Lebensmittelproduktion

Unter dem Namen „Chianinahof!“ vermarkten Nino Sifkovits und seine Frau Cheyenne Ochsenknecht selbstproduziertes Fleisch seltener Nutztierrassen, darunter jenes der schneeweißen Chianinarinder. Der Weg dorthin war eher unkonventionell: Um Neues zu sehen und zu lernen, verschlug es den Steirer vor einigen Jahren nach Berlin, wo er und Cheyenne sich kennenlernten. Mit dem gemeinsamen Wunsch, den elterlichen Hof im steirischen Dobl zu übernehmen und dort etwas Eigenes aufzubauen, kamen die beiden zurück nach Österreich und widmen sich hier seither der Fleischproduktion und -vermarktung im High-End-Segment. Nino hat mit uns über ausgeräumte Vorurteile und offene Hoftore gesprochen – und über den Mut, das zu machen, worauf man Lust hat.

Das ganze Gespräch kannst du hier in unserem Podcast nachhören. 

Land schafft Leben: Nino, du bist mit deinem Betrieb regelmäßig im Fernsehen – sogar mit einer eigenen Reality-Show. Erzähl mal, wie ist es dazu gekommen?

Nino Sifkovits: Angefangen hat es mit der Serie „Diese Ochsenknechts“, in die wir über die Familie von Cheyenne gekommen sind. Dann hat uns der Sender Sky angeboten, eine landwirtschaftliche Reality-Doku mit uns zu machen. Mit „Unser Hof“ haben wir es geschafft, viele Menschen zu erreichen – und genau das ist unser Ziel. Wir wollen mit Vorurteilen aufräumen und jungen Bäuerinnen und Bauern Mut machen.

Land schafft Leben: Gutes Stichwort. Viele Jungbäuerinnen und -bauern wissen oft nicht, ob sie noch weitermachen sollen und können. Was rätst du ihnen? 

Nino Sifkovits: Ich möchte da wirklich jedem Mut zusprechen: Mach das, worauf du Lust hast. Du musst nicht etwas über Generationen weiterführen, das dir nicht gefällt. Wenn du ein cooles Produkt hast, dann wirst du Leute finden, die es kaufen. Ich hoffe auch wirklich, dass die Konsumentinnen und Konsumenten in Zukunft zu den Produkten greifen, die vom Bauernhof kommen und nicht von irgendwelchen ausländischen Industriebetrieben. Dann hat die nächste landwirtschaftliche Generation auch eine Chance, sich etwas aufzubauen.

Land schafft Leben: Leider hat man nicht immer die Möglichkeit, herauszufinden, woher das Essen auf dem eigenen Teller kommt. Wie stehst du dazu?

Nino Sifkovits: Uns ist wichtig, dass die Gastronomiebetriebe, die wir beliefern, die Herkunft des Fleisches angeben und dazu auch unsere Marke erwähnen. Ansonsten beliefern wir das Restaurant gar nicht. Im besten Fall macht der Betrieb sogar eine Exkursion zu uns auf den Hof, um zu sehen, wie wir arbeiten und wie die Tiere leben. Nur so kann das Personal den Gästen auch die Hintergrundinformation geben, die sie sich wünschen.

Land schafft Leben: Fragst du selbst auch nach, woher das Fleisch kommt, wenn du essen gehst?

Nino Sifkovits: Ich frage so lange nach, bis ich eine Antwort bekomme. Sonst esse ich es einfach nicht, das interessiert mich nicht. Ich sehe nicht ein, Fleisch aus dem Ausland zu essen, wenn wir in Österreich das geilste Fleisch überhaupt haben.

Land schafft Leben: Apropos Qualität: Wirtschaftet ihr biologisch oder habt ihr ein Gütesiegel?

Nino Sifkovits: Ich habe mir sehr viele Gedanken darüber gemacht, was für ein Produkt ich machen möchte. Und habe mich dann dafür entschieden, so ein starkes Branding zu machen, dass ich gar kein Gütesiegel brauche. Ich brauche kein Bio, ich brauche eigentlich nichts. Ich bin einfach der Nino vom Chianinahof und produziere das – für mich – geilste Fleisch. Die Tore zu unserem Hof sind offen, da kann immer jeder reinkommen und sich alles anschauen.

Land schafft Leben: Viele Betriebe haben Sorge, ihre Produktion öffentlich herzuzeigen – ganz zu schweigen davon, ein Kamerateam in ihren Stall zu lassen. 

Nino Sifkovits: Wenn du deinen Stall verbarrikadierst, dann hast du wahrscheinlich selbst keine Freude daran. Ich habe nichts zu verbergen, weil ich jeden Tag mit Freude in den Stall gehe. Das ist glaube ich auch extrem wichtig für die Zukunft junger Landwirtinnen und Landwirte: dass sie die Leute auf den Hof holen, dass sie die Tiere herzeigen, dass sie transparent und authentisch sind. Dann schmeckt’s nämlich gleich doppelt so gut.

Land schafft Leben: Viele Bäuerinnen und Bauern unterschätzen die Wirkung ihrer eigenen Ausstrahlung. Was möchtest du ihnen noch mitgeben?

Nino Sifkovits: Man muss sich nicht verstecken, weil man Bauer oder Bäuerin ist. Im Gegenteil: Landwirtschaft ist der geilste Beruf, geht raus und sagt, dass ihr Bauern seid. Seid stolz auf euren Beruf, ihr leistet so wichtige Arbeit, bleibt dran und seid innovativ. Es ist so wichtig, hinter seinem eigenen Produkt zu stehen, eine positive Ausstrahlung zu haben, Feuer zu versprühen. Dann kommen die Leute wieder, hundertprozentig. Dazu muss man nicht berühmt sein. Gehen wir‘s an, bewegen wir was und machen wir was Cooles!

Das könnte dich auch interessieren

Eine Woche Alm und zurück: Von Tiroler Grauvieh und Steirerkas
Mehr erfahren
Wenn die Herkunftskennzeichnung selbstverständlich ist…
Mehr erfahren
Le Tour de Farm: Mit dem Rad quer durch Österreich
Mehr erfahren
Über die Natur und die Dynamik ihrer Kreisläufe: Ein Praktikum am Permadieshof
Mehr erfahren