Sojabohne auf der Überholspur

25.05.2022

Der Verein Land schafft Leben ist für seine 22. Lebensmittelrecherche der Sojabohne auf der Spur. Der Sojaanbau wird oft mit Regenwaldrodung, hohem Pestizideinsatz und gentechnisch veränderten Pflanzen in Verbindung gebracht. Doch der österreichische Anbau von Soja hat mit all dem wenig am Hut. Im Gegenteil: Der Sojaanbau hierzulande kann sogar ökologische Vorteile mit sich bringen.

Die Sojabohne hat in Österreich eine steile Karriere hinter sich: In den vergangenen Jahren ist die Sojafläche hierzulande deutlich gewachsen und belegt mittlerweile nach Mais, Weizen und Gerste Rang 4 der Anbaufläche. Derzeit ist für den Sojaanbau in Österreich von einer vergleichsweise guten wirtschaftlichen Rentabilität auszugehen. Heuer könnte dem heimischen Sojaanbau besondere Bedeutung zukommen: Der Krieg in der Ukraine treibt unter anderem den Einkaufspreis für Soja-Futtermittel in die Höhe. An der Börse in Wien wurde GVO-freier Sojaschrot Mitte März um einen zwischenzeitlichen Höchstwert von rund 800 Euro die Tonne gehandelt. Zum Vergleich: Im Durchschnitt der Jahre 2018 bis 2021 lag dieser bei ungefähr 450 Euro. Bäuerinnen und Bauern können zudem durch den nicht notwendigen Einsatz von Stickstoffdünger bei Soja weitere Ausgaben einsparen.

„Heuer erreichten die Preise, die für den Rohstoff Soja bezahlt werden, Rekordhöhen. Deshalb ist gerade in Zeiten wie diesen der heimische Anbau unglaublich wert- und sinnvoll. Zudem haben wir mit dem heimischen Anbau die Möglichkeit, die Produktionsbedingungen wie etwa den Pflanzenschutz oder die Fruchtfolge wesentlich mitzubestimmen“, so Hannes Royer, Obmann von Land schafft Leben.

Ertragreiche Bohne für Bio und Konventionell

In Österreich wird Soja auf bereits vorhandenen Äckern angebaut – meist auf Kosten einer anderen Kultur. Im Vergleich zu anderen Ackerkulturen ist sie eine relativ leicht zu handhabende Kulturpflanze: Sie wächst verlässlich, hat nur wenige natürliche Feinde und braucht kaum Dünger. Außerdem verspricht die Sojabohne einen Ertrag von 1.800 bis zu 4.000 Kilogramm pro Hektar. Soja ist eine Kultur, bei der sich zwischen konventionellem und biologischem Anbau deutlich weniger Unterschiede zeigen als bei anderen Kulturen: Im Durchschnitt ist auf einem Bio-Acker mit nur etwa sieben Prozent weniger Ernte als auf einem konventionellen zu rechnen. Das liegt unter anderem an ähnlichen Voraussetzungen in Sachen Sorten oder Düngung.

Zudem gibt es noch wenige Schädlinge und Krankheiten, unter denen die Kultur leidet. Die Unkrautbekämpfung hingegen ist eine Herausforderung. Da die Pflanze zu Beginn ihres Lebens langsam wächst, reagiert sie empfindlich auf Konkurrenz. Deshalb spielt der Anbauzeitpunkt eine wichtige Rolle: Bei einer Aussaat im Mai entwickelt sich die Kultur bereits etwas schneller, weshalb Unkräuter auf dem Feld besser unterdrückt werden.

Stickstoff aus der Luft

Der heimische Anbau von Soja hat zuletzt auch ökologische Vorteile: Die Einbindung von Leguminosen in Fruchtfolgen führt zu einer verbesserten Bodenbeschaffenheit, beispielsweise lockern die Pfahlwurzeln den Boden auf natürliche Weise auf. Außerdem sind Leguminosen wie Soja dank der Knöllchenbakterien im Wurzelbereich in der Lage, Stickstoff aus der Luft zu binden.

Da Soja rund 80 Prozent seines Stickstoffbedarfs über die Knöllchenbakterien deckt, ist grundsätzlich weder ein mineralischer noch ein Wirtschaftsdünger notwendig. Gemäß offiziellen Berechnungen ist die allgemeine Stickstoffdüngung für rund 25 Prozent der gesamten direkten Treibhausgasemissionen der EU-Landwirtschaft verantwortlich.  Der Anbau von Leguminosen kann also durch dessen Einsparung den CO2-Fußabdruck verbessern. Auch auf die Düngung von Phosphor und Kalium kann bei gut versorgten Böden verzichtet werden.

Am Ende werden rund 40 Prozent des heimischen Sojas zu Lebensmitteln weiterverarbeitet. Die anderen 60 Prozent werden an Nutztiere verfüttert. Den restlichen Bedarf an Futtermittel-Soja importiert Österreich vor allem aus Übersee.

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Carmen Brüggler, Kommunikation
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