Schwarze (Frei-)Tage für Lebensmittel?

21.11.2023

Jeder dritte Euro, der in Österreich für Lebensmittel ausgegeben wird, fließt in Aktionsware. Zum Black Friday nimmt der Verein Land schafft Leben die Rabatt- und Aktionslandschaft im Lebensmitteleinzelhandel unter die Lupe.

Rund 30 Prozent des Sortiments im heimischen Lebensmitteleinzelhandel sind rabattiert. Das macht Österreich zu einem der Länder mit den größten Aktions- und Rabattanteilen überhaupt. Dabei gibt es Unterschiede zwischen den Lebensmittelgruppen. Bier etwa wird besonders häufig rabattiert gekauft, bei Schweinefleisch ist es rund die Hälfte, die in Aktion erworben wird. Laut RollAMA kauften 20 Prozent der Konsumentinnen und Konsumenten, die Schweinefleisch kaufen, dieses im ersten Halbjahr 2023 sogar ausschließlich, wenn es in Aktion war.

Je größer die Preisdifferenz zur Aktionsware ist, desto eher bleibt reguläre Ware im Regal liegen. Das habe auch Auswirkungen auf die Bedingungen, zu denen ein Lebensmittel produziert wird, wie Hannes Royer, Gründer des Vereins Land schafft Leben, zu bedenken gibt: „Wir Konsumentinnen und Konsumenten fordern zum Beispiel mehr Tierwohl, verlangen im Supermarkt dann aber möglichst billiges Fleisch, das am besten immer in Aktion ist. Uns muss aber klar sein: Qualität gibt es nicht zum billigsten Preis. Wenn wir eine gewisse Qualität verlangen, dann sollten wir diese auch wertschätzen, und Billigstpreise und Aktionen sind keine Wertschätzung.“

Von „Rabattmarkerln“ bis „2+1 gratis“

Erhebungen zeigen, dass frei verfügbare „Rabattmarkerl“, bei denen Kundinnen und Kunden selbst entscheiden, welche Produkte sie günstiger kaufen, am häufigsten auf Fleischwaren und Tiefkühlprodukte geklebt werden. Auch höherwertige Öle und Essige sind laut Lebensmitteleinzelhandel klassische Rabattmarkerl-Produkte.
Beliebte Kaufanreize sind auch Aktionen wie „2+1 gratis“, die jedoch nicht nur den Absatz erhöhen, sondern auch dazu beitragen können, dass mehr Lebensmittel weggeworfen werden. Bei solchen Aktionen wird oft mehr gekauft, als tatsächlich verbraucht wird. So wandern verbilligte Lebensmittel nicht selten nach der Produktion auf direktem Weg in den Abfall. Hannes Royer sagt dazu:

„Im schlimmsten Fall führen Aktionen dazu, dass noch mehr Lebensmittel entsorgt werden, als es ohnehin schon der Fall ist. Das Skurrile daran: Die Konsumentinnen und Konsumenten haben auch dann noch das Gefühl, dass sie durch den Aktionskauf Geld gespart haben, wenn er völlig umsonst war. Um Lebensmittelverschwendung so gering wie möglich zu halten, sollten wir uns beim Einkauf also ehrlich die Frage stellen, ob wir das auch wirklich brauchen, was im Wagerl liegt – besonders bei Aktionsware, aber natürlich auch bei allen anderen Lebensmitteln.“

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