Tierwohl: der entfremdete Blick des Konsumenten

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“Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral”. Dieses berühmte  Zitat von Berthold Brecht bringt es auf den Punkt: Erst seit im reichen Westen die Frage der Ernährungssicherheit als weitestgehend geklärt angesehen werden kann, richtet sich der gesellschaftliche Fokus auf die darüber hinausgehende Frage nach dem Tierwohl. Hier nun, so der Tier-Ethiker Christian Dürnberger vom Messerli Foschungsinstitut in Wien, sehen sich Schweinehalter und Schlachthofbetreiber, sieht sich die ganze Branche, mit neuen Herausforderungen konfrontiert.

> Tierwohl: der fragende Blick der Ethik 
> Tierwohl: der rechnende Blick der Ökonomie
> VIDEO: SCHWEIN (8/8) - Tierethik, Tiermoral vs. Ökonomie

 

Schwein, das Fleisch des kleinen Mannes?

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Schweinefleisch ist billig. Auch deshalb, weil es häufig als Aktions- bzw. Lockware angeboten wird. Das WIFO hat ausgerechnet, dass im Jahr 1980 ein durchschnittlicher Industriearbeiter für 1 Kilogramm Schweineschnitzelfleisch rund 82,9 Minuten arbeiten musste. 2012 musste dieser dafür nur mehr 39,7 Minuten Arbeitszeit leisten. So gerechnet war also Schweinefleisch 1980 mehr als doppelt so teuer wie heute.

> BLOG: "Ich esse nur Bio-Schwein"

 

Religiöse Schweinefleischverbote

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Für den durchschnittlichen Österreicher ist Schweinefleisch nach wie vor das beliebteste Fleisch. Für eine wachsende Zahl von Konsumenten in unserem Land hingegen kommt Schweinefleisch aus religiösen Gründen nicht in Frage. Muslimen und Juden ist der Verzehr von Schwein verboten mit Bezug auf eindeutige Stellen in der Thora und dem Koran. Gläubigen dieser beiden monotheistischen Religionen reicht vermutlich die direkt Gott zugeschriebene Herkunft des Verbots als Begründung dafür. Juden ist Schwein nicht „koscher“, was ungefähr so viel wie „erlaubt“ bedeutet und Muslimen nicht „halal“, was ebenfalls mit „erlaubt“ oder auch mit „rein“ übersetzt werden kann. Warum gerade Schwein als unerlaubt oder unrein gilt, fragen sich hingegen Theologen und Kulturwissenschaftler: Welche profanen Ursachen liegen möglicherweise den religiösen Speiseverboten zugrunde?

> BLOG: Kein Schwein im Kindergarten: Wenn sich religiöse und halbreligiöse Überzeugungen in Fleischverboten niederschlagen