Wir zerstören täglich eine kleine Wunderwelt

09.04.2018 / Landwirtschaft & Lebensmittelproduktion, Lebensraum & Nachhaltigkeit

Der Frühling ist da, die Natur erwacht. Aber jedes Jahr erwacht ein Stück weniger. Durch Verbauung geht wertvoller Boden für immer verloren. Ist doch nur Boden? Hab ich mir auch gedacht, bis ich mich für Land schafft Leben in die faszinierende Welt unter uns begeben habe.

Ewig schade, dass wir – und gerade wir in Österreich – so viel Wunderwelt zerstören. 2016 wurde die Fläche von mehr als sieben Fußballfeldern verbaut, zwei Fußballfelder gingen für Verkehrsflächen drauf. Und das täglich und in Österreich. Trotz aller Agrarförderungen bringt es scheinbar mehr Geld, Flächen zu versiegeln anstatt sie für Landwirtschaft zu nutzen. Wir lassen andere Länder unsere Lebensmittel erzeugen und geben gleichzeitig unsere eigene Lebensgrundlage auf.

Wir von Land schafft Leben waren auf Entdeckungsreise in der Wunderwelt Boden, genauer gesagt am faszinierenden Gelände von Bioforschung Austria im Norden von Wien. Außerdem haben wir führende heimische Bodenexperten vor die Kamera geholt und zu Vor- und Nachteilen von Mineraldüngern und Co interviewt:

Die Welt unter unseren Füßen schätzen wir viel zu wenig. Dabei passiert dort Erstaunliches. Pflanzen locken Bodentiere zu ihren Wurzeln, indem sie ihnen Leckerlis anbieten. Die Tierchen kommen, fressen und hinterlassen wertvolle Ausscheidungen. Diese düngen die Pflanze. Und zwar genau dort, wo sie den Dünger am liebsten hat, direkt an der Wurzel. Davon profitieren auch Pflanzen, die wir später essen. Die feinen Wurzeln von unscheinbaren Pflänzchen reichen meterweit in die Tiefe.

Auch die Lebewesen im Boden haben beachtliche Fähigkeiten. Springschwänze klappen einen Teil ihres Körpers ein und schleudern sich auf 70-fache Körperhöhe nach oben. Regenwürmer haben so viel Kraft, als ob wir mit 60 Kilo Körpergewicht drei Tonnen stemmen könnten. Diese Kraft nutzen sie, um den Boden zu lockern und Pflanzenabfälle in Pflanzennahrung umzuwandeln. Mit beidem helfen sie den Pflanzen und machen den Boden fruchtbarer.

Die Bodenbewohner auf einer Fläche so groß wie ein Fußballfeld wiegen ungefähr so viel wie 50 Kühe. Schon in einer Handvoll Boden steckt eine kleine Welt mit mehr Bewohnern als Menschen auf der Erde. Nutzen wir die Gebäude und Flächen, die bereits verbaut sind und nicht genutzt werden, anstatt weitere Böden zu versiegeln. Bauen wir unsere Häuser nicht auf die wertvollsten Böden, nur weil uns die Lage gerade so gut gefällt. Wir alle profitieren vom Bodenleben, kleine und große Kreisläufe ermöglichen seit Jahrmillionen eine nachhaltige Ernährung von Mensch und Tier.

Mehr dazu:

> HINTERGRÜNDE: Flächen und Böden