Süß und fett – Warum geht der Milchkonsum zurück?

04.07.2016 / Ernährung & Gesundheit

Wer im Glashaus sitzt, der sollte nicht mit Steinen werfen – so ein alter und gültiger Lehrsatz für unser Zusammenleben. Trotzdem erlauben Sie mir einen Blick hinter die Kulissen der Milchbranche. Sie erfährt europaweit einen noch nie dagewesenen Wandel.

Wenn wir die Entwicklungen in der Produktion und deren fatale Auswirkungen in der Betrachtung einmal beiseitelassen, so gibt es auch in unserem ureigenen Geschäft, der Vermarktung von Lebensmitteln, betrachtungswürdige und lehrreiche Entwicklungen.

Warum geht der Milchkonsum zurück? Hängt dies mit der zunehmenden Milchunverträglichkeit zusammen? Bei einem Milchsymposium in Wien stellten Wissenschaftler vor der erstaunten Molkereibranche fest, dass seit etwa 35 Jahren die gesamte Trinkmilch pasteurisiert wird. Genau seit dieser Zeit zeigen Statistiken, dass die Unverträglichkeit massiv zugenommen hat. Man greift mit der Pasteurisierung in die komplexen Verbindungen der Milch ein und verändert das Produkt massiv. Eine aufgewühlte Branche blieb zurück. Die Grundsatzdebatte über das Denaturieren von Lebensmittel startete nicht nur für Milchprodukte.

 

Hängen durchgehende Pasteurisierung und zunehmende Unverträglichkeit nicht nur zeitlich zusammen?

Seit Jahren versucht man, die Produkte den jeweiligen Erkenntnissen der Konsumforschung anzupassen. Somit gibt es besonders „moderne“ Lebensmittel – und diese waren neben der Probiotik vor allem „fettarm“. Light-Produkte und Slim-Line-Slogans begleiteten die Werbung. Die Milchprodukte wurden in diesem Zusammenhang in der Produktion „entfettet“, um dem Konsumenten fettarme und „gesündere“ Lebensmittel anbieten zu können. Auf der anderen Seite wurden stärker zuckerhältige Komponenten über Fruchtzubereitungen in die Milchprodukte eingeschleust. Dieser Prozess war ein schleichender.

Wie groß war das Entsetzen, als führende Ernährungsexperten erklärten, dass eigentlich nicht das Fett, sondern der viele Zucker das Problem für die Fettleibigkeit unserer Kinder ist. Neben einem denaturierten Lebensmittel auch noch gesundheitsgefährdende Zusatzstoffe in Milchprodukten, ein Waterloo der Produktentwicklung und es sind kaum Veränderungen in Sicht. 

Denaturierung und gesundheitsgefährdende Zusatzstoffe in der Milch: ein Waterloo der Produktentwicklung

Zum einen ist es bei den heutigen Hygienebestimmungen undenkbar, Molkereiprodukte nicht zu pasteurisieren. Zum anderen ist der Fruchtzubereiter wahrscheinlich kaum Willens, weniger Zucker in seinen Halbfertigprodukten unter zu bringen, da sein Stammgeschäft das Verkaufen von Zucker war. Sein Engagement in der Fruchtbranche diente in erster Linie dem Mehrverkauf von Zucker.

Dieser Beitrag sollte wie gesagt nicht dazu dienen, Steine zu werfen. Er sollte aber dazu da sein, die Produkt-Weiterentwicklung der eigenen Produkte im Frischebereich ebenso einer kritischen Betrachtung zu unterziehen.