Bier: ein Geschenk der Götter kein Getränk für Spötter

31.07.2019 / Essen & bewusster Konsum

Ich liebe Wein, die Weinkultur. All die fancy Begriffe mit denen Winzer und Weinliebhaber so gerne um sich werfen, um ihrer Passion unermüdlichen Ausdruck zu verleihen. Aber Bier ist mir noch lieber. Bier hat dieses wortgewaltige Brimborium nicht nötig. Bier spricht für sich selbst. Vor die bittere Alternative gestellt „Bier oder Wein – eins davon lass sein“ würde ich keinen Moment zögern. Ich habe mich oft gefragt, warum ich des Bieres nicht und nicht überdrüssig werde. Die Antwort behält das Bier für sich. Das ist sein Erfolgsgeheimnis.

Normalerweise trage ich ungern Eulen nach Athen. Für mein liebstes Getränk, mache ich eine Ausnahme und preise hier seine Vorzüge. Wie Bier selbst, sollte man mein Lob darauf nicht allzu bierernst nehmen.

Bier befreit…

… deinen Kopf von trübsinnigen Gedanken. Naja zumindest für eine gewisse Zeit und dann macht sich die schlaffördernde Wirkung des Hopfens im Bier bemerkbar und das Tages Trübsal wird in Morpheus Arme gebettet. Andererseits befreit Bier nicht selten eine etwas steife Gesellschaft von anfänglichen Zwängen, weshalb sich ein kleines Pils als Auftakt zu einem gelungenen Abend durchaus empfiehlt. Ganz was anderes: Im Bier selbst erst sind die geschmacklichen Universen von Malz Hopfen und Hefe befreit und ist dein Gaumen dazu bereit, empfänglich und gar geschult – dann steht der Reise in dieselben nichts mehr im Weg. 

 

Im Bier selbst erst sind die geschmacklichen Universen von Malz Hopfen und Hefe befreit

Bier verleiht…

… nein, nicht Flügel, das wäre gelogen. Na gut, diese Lüge verkauft sich im Zusammenhang mit einem anderen Getränk ganz gut, wie man so hört. Aber Bier lügt nicht! Bier verleiht lauen Abenden einen initialen Schwung, der müden Zunge verleiht es Ausdruckskraft – nur bis dorthin, wo es dann lallen macht, aber da kann das Bier nichts dafür – und schließlich verleiht Bier der geselligen Runde erst ihren verbindenden Glanz. Beim Bier bleibst du nicht gern allein. Warum auch immer: Diesen verbindenden Zug von Bier, hat den auch beispielsweise Apfelsaft, eine Cola oder gar Whisky? All das kannst du auch allein oder zu zweit trinken, all diese Getränke verbinden nicht, verleihen nicht Geselligkeit.

 

Beim Bier bleibst du nicht gern allein

Bier verzeiht…

… dir unachtsamen Umgang mit ihm. Jeder, der seinen ersten Bierrausch hinter sich hat, weiß das. Schon am nächsten Tag lacht es dich wieder an. Wein kann das nicht, ganz zu schweigen von hochprozentigen geistigen Getränken. Natürlich will auch Bier an sich genossen statt gesoffen werden, dafür ist es eigentlich viel zu schade. Aber, es ist sich nicht zu schade dafür sozusagen. Es gibt sich auch dafür her und verzeiht. Und das nenne ich eine Tugend, worin sich die wahre Größe und Bescheidenheit des Bieres auf das Schönste zeigt. Gerade der verzeihende Charakterzug des Bieres hat so manchen Biertrinker zu Stoßseufzern und zu – freilich unzulässigen – Vergleichen animiert mit Wesen, denen das Verzeihende weniger anhaftet…

Bier kann noch so viel mehr. Und ich weiß schon, dass es, weil nun mal alkoholhaltig, auch Schattenseiten hat. Aber ich wollte Bier hier mal ganz unbeschattet im klaren Lichte seines eigenen goldig gelbe bis dunkelbraune Reflexe werfenden Glanzes erstrahlen lassen. Prost!