Hopfen macht Biertrinker „friedfertiger“

20.09.2018 / Landwirtschaft & Lebensmittelproduktion, Ernährung & Gesundheit

Wir sind in Bierlaune bei Land schafft Leben. Hat mein Kollege Martin letzte Woche von Tschechiens Hopfenhochburg berichtet, so reiche ich heute ein paar Eindrücke vom heimischen Hopfen-Hotspot im Mühlviertel nach. Dort waren wir nämlich diese Woche zum wiederholten Mal mit Kamera und Mikrofon zu Gange. Die Ernte haben wir festgehalten und Österreichs „Hopfen-Häuptling“ Josef Reiter mit Fragen gelöchert. Was mir dabei am eindrücklichsten hängen geblieben ist – hängen geblieben im Wortsinn jetzt – war dieser betörende Geruch von frisch geernteten und getrockneten Hopfendolden. 

Mehr als 200 Aromastoffe! Die stecken in diesem Hanfgewächs. Lupulin, so heißt der wichtigste davon, er macht unser Bier so herrlich herb-bitter. Ja, Hanf, du hast schon richtig gelesen. Dass Bier kein Aufputschmittel ist, ist unter Biertrinkern weidlich bekannt. Die häufig beobachtete Bierzeltrauferei scheint ein Widerspruch dazu. Alkohol, im Übermaß genossen, enthemmt natürlich und macht potentiell aggressiv. Das bedauerliche Ergebnis davon in handfester Form könnte wahrscheinlich noch viel öfter beobachtet werden, wenn nicht Bier sondern Schnaps oder irgendetwas anderes Hochprozentiges im Spiel wäre. Weit eher endet der Biergenuss aber in mehr oder weniger seligem Schlaf („Bierseligkeit“) als in wüster Rauflust. Das liegt eben nicht zuletzt am Hopfen und seiner kalmierenden Wirkung. Zusätzlich mag noch der Umstand zu tragen kommen, dass Hopfen neben Cannabinoiden sogenannte Phytoöstrogene enthält. Die wirken tatsächlich ähnlich wie das weibliche Geschlechtshormon. Und also antagonistisch zum „leicht erregbaren“ Testosteron. Die gesellige Bierrunde ist daher typischerweise ein friedliches Unterfangen, wo sich ein Teilnehmer nach dem anderen in Somnus‘ Arme fallen lässt um dort seinen Rausch friedlich auszuschlafen. Ob man deshalb Bier einmal für den Friedensnobelpreis vorschlagen sollte?

Darum gehts vor allem: Die kleinen gelben Lupulingefäße in den Dolden bringen feinbitteren Biergeschmack 

 

Spaß beiseite und zurück in meiner Erinnerung an die Hopfenernte im Mühlviertel. Und wie ich schon eingangs sagte: Über dieser Erinnerung „schwebt“ dieser allgegenwärtige Geruch nach – ja eben, du weißt schon was. Was ich bei dieser Ernte beobachten konnte, war, dass sie so viel ruhiger, so viel gelassener ablief als ich das etwa von der Heuernte oder auch vom Mais- oder Getreidedrusch her kenne. Bei letzteren sind nach meiner wiederholten Erfahrung alle und alles von einer geschäftigen Quirligkeit erfüllt, die auch den Beobachter erfasst. Anspannung und Nervosität liegen häufig in der Luft in jedem Fall aber herrscht hochkonzentrierte Geschäftigkeit. Verständlicherweise: Schließlich entscheidet sich in diesen Tagen, ob die mühselige Arbeit das ganze Jahr über dafür stand oder nicht.

Hopfenernte - ein ganz besondrer Duft liegt in der Luft - und Null Stress

 

Doch recht anders mein Eindruck von der Hopfenernte. Anspannung und Nervosität? Fehlanzeige! Weder bei Bauer und Jungbauer noch bei den beiden polnischen Erntehelfern. Nicht, dass nicht auch hier alle ordentlich zugepackt hätten und ins Schwitzen gekommen wären, das schon. Aber so entspannt habe ich noch selten Bauern an für ihre ganzjährige Arbeit so entscheidenden Erntetagen gesehen. Ob das damit zusammenhängt, dass – wie oben erwähnt – etwas ganz anderes, spezielles, beruhigendes die Luft erfüllte? Hopfenbauer, habe ich mir gedacht nach diesem Drehtag, das wär doch was: Aber wahrscheinlich waren meine Gedanken dabei schon ein klein wenig benebelt…

Auf unsere Videos zum „Weg des Bieres“ übrigens, wo wir dir unseren Hopfenbauern Josef Reiter mit seinen treffsicheren Sprüchen neben vielen anderen Protagonisten zeigen werden, musst du noch bis nächstes Jahr warten.